[Text von Ricarda Musser]
Mitten im ersten Weltkrieg wurde das Kinderbuch „Des deutschen Weihnachtsmannes Reise nach Chile“ von Maximiliano Dalck F. im Selbstverlag in Chile produziert und von den deutschen Buchhandlungen in Santiago, Valparaíso und Concepción vertrieben. Die Titelseite vermerkt, dass ein Teil des Reinerlöses für die Witwen und Waisen der Zentralmächte bestimmt sei.
Um auch den Kindern der deutschen EinwandererInnen in Chile Geschenke zu bringen, nimmt der Weihnachtsmann die lange und gefahrvolle Reise nach Lateinamerika auf sich. Zeitgemäß durchquert er den Ozean in einem U-Boot, in einer der Illustrationen auch unter Kriegsschiffen hindurch, und reist in Chile selbst mit einem Luftschiff weiter. Auch im Text des achtseitigen Buches finden sich Anklänge an den Ersten Weltkrieg, nämlich bei der Aufzählung der Geschenke, die die Kinder besonders erfreuen sollen:
In diesem Boot fuhr ich hierher
Vom Glück begleitet unterm Meer,
Wo reichlich Platz für alle Sachen
Die kleinen Kindern Freude machen.
Soldaten, Säbel und Gewehr…
Interessant ist hinsichtlich der Illustrationen, dass der Weihnachtsmann einen dunklen Mantel trägt. Der uns heute geläufige rot gekleidete Weihnachtsmann nahm in seiner jetzigen Gestaltung erst ab 1931 für die Coca-Cola Company seinen Dienst auf.
Das Buch wurde kürzlich digitalisiert und steht unter den Digitalen Sammlungen des IAI zur Verfügung.