Wer sich bereits einmal länger in Kuba aufgehalten hat, dem/der mag die noch heute starke Präsenz galicischer Namen und Gewerbe aufgefallen sein. Historisch geht dies auf eine Auswanderungsbewegung aus Galicien ab dem 19. Jahrhundert zurück. Galicien war zu dieser Zeit unter anderem aufgrund seiner geographischen Abgelegenheit und seiner dörflichen Prägung im Vergleich zu anderen spanischen Regionen wirtschaftlich stark rückständig, was insbesondere zwischen 1880 und 1930 zu einer Massenauswanderung führte. Das beliebteste Ziel der AuswanderInnen war Lateinamerika; nach Argentinien zog es die meisten GalicierInnen nach Kuba. Etwa ein Drittel der galicischen AuswanderInnen ließ sich auf der Karibikinsel nieder, zwischen 1899 und 1960 waren es etwa 380.000 Personen. Einer der bekanntesten galicischstämmigen Kubaner ist sicherlich der Revolutionär und langjährige kubanische Staatspräsident Fidel Castro.
Die galicische EinwanderInnengemeinschaft hatte in Kuba lange bedeutenden kulturellen und wirtschaftlichen Einfluss. Neben eigenen Organisationen und einem aktiven Kulturleben schufen sich die GalicierInnen in Kuba auch zahlreiche eigene Publikationsorgane. Eine Übersicht dieser galicischen Zeitungen und Zeitschriften bietet z.B. der Band A prensa galega de Cuba von Xosé Neira Vilas (2011). Von den 71 dort gelisteten Periodika findet man auch im Ibero-Amerikanischen Institut zahlreiche Titel.
Eine besonders frühe Vertreterin galicischer Zeitungen in Kuba ist A Gaita Gallega. Von 1885 bis 1889 erschienen, ist sie nicht nur die erste rein galicischsprachige Zeitung Kubas, sondern auch ganz Amerikas. Die Publikation ist von einer starken patriotischen Einstellung geprägt, die sich vor allem auf die Sprache bezieht. Im ersten Heft ist z.B. zu lesen: „o idioma de Galicia é a única nota que o corazón do emigrado atopa para lembrar a querida Terra”.
Eine der wichtigsten Zeitschriften des frühen 20. Jahrhunderts in Kuba war Eco de Galicia (1917-1936). Sie erschien wöchentlich, enthielt zahlreiche Fotos und sowohl spanischsprachige als auch galicischsprachige Beiträge. Ihr Inhalt spiegelt anschaulich den Zeitgeist der Konsolidierung einer galicisch-nationalistischen Bewegung nicht nur in Spanien, sondern auch in Kuba wider. Im Jahr vor ihrer Entstehung war in Galicien die nationalistische Organisation Irmandades da Fala gegründet worden, deren Ideen auch nach Havanna ausstrahlten. Die Zeitschrift hatte unter anderem eine „Páxina nazonalista“, auf der Beiträge z.B. zu Zentralismuskritik oder zur Pflege der galicischen Sprache veröffentlicht wurden.
Besonders viele galicische Zeitschriften und Zeitungen erschienen nach dem Ende der größten Auswanderungswelle, etwa ab 1930. Eine besonders große Reichweite hatte die monatlich erschienene Zeitschrift Cultura Gallega (1936-1940). Wie Eco de Galicia enthielt sich zahlreiche Fotos und war zweisprachig. Die Cover zeigten oft Bilder von wichtigen galicischen Persönlichkeiten, z.B. Rosalía de Castro, Curros Enríquez oder Ramón del Valle Inclán. Politisch stand sie zunächst betont auf republikanischer Seite und positionierte sich für die Eigenständigkeit Galiciens. Diese Positionierung wird über den Publikationsverlauf immer schwächer. Stattdessen wird immer häufiger von „hispanidad“ und „español“ gesprochen. 1939 veröffentlichte die Zeitschrift sogar ein Bild von Francisco Franco mit der Unterschrift „Jefe del nuevo Estado español“.
Zeitschriften aus dieser Zeit, die von galicischen Organisationen herausgegeben wurden und sich vornehmlich dem Vereinsleben widmeten, sind z.B. Vida Gallega (1938-1951) von der Sociedad de Beneficencia de naturales de Galicia oder der Heraldo Ortigueirés (1941-1959) von der Asociación de Beneficencia Naturales de Ortigueira. Man findet in ihnen vor allem Nachrichten zu runden Geburtstagen, Eheschließungen, Hochzeitsjubiläen, Geburten oder Verstorbenen, aber auch Berichte von Heimatreisenden.
Als Zeitung aus dieser Zeit ist die monatlich erschienene Patria Galega (1941-1960) erwähnenswert. Sie vertrat eine klare nationalistische Position und hatte vor allem zum Ziel, die öffentliche Meinung in Kuba zu beeinflussen. Ein Großteil ihrer Beiträge ist daher trotz der nationalistischen Ausrichtung spanischsprachig und trägt Titel wie „El españolismo es la negación de la confraternidad“ oder „España no es Iberia”. Gleichzeitig wollte sie das galicische Bewusstsein in den AuswanderInnengemeinschaften fördern. Sie organisierte daher auch viele kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen, Wettbewerbe oder Vorträge, um „dar aos fillos de Galiza argumentos cos que poidan combatir aos seus seculares difamadores“.