Bücher mit Papp-Umschlägen, bemalt und beklebt, darin fotokopierte Seiten mit Gedichten oder Erzählungen: Die Bewegung der Literatura-Cartonera-Verlage entstand 2003, als der Bildende Künstler Javier Barilaro und der Schriftsteller Washington Cucurto in Buenos Aires Eloísa Cartonera gründeten. Die Bücher werden von Hand in Gemeinschaftswerkstätten hergestellt, in denen sich soziale Projekte und Kunstprojekte treffen. Diese Werkstätten geben den Menschen Arbeit und ermöglichen die Verwirklichung kreativer Ideen. Das Produkt ist ein Buch, das zu einem niedrigen Preis verkauft werden kann und so Leser*innen Zugang zu Literatur bietet, die sich keine Bücher in Buchhandlungen kaufen können.
Das Konzept der literatura cartonera breitete sich von Argentinien aus über ganz Lateinamerika aus und gelangte sogar nach Europa. Das Ibero-Amerikanische Institut sammelt seit 2003 literatura cartonera und verfügt inzwischen über eine Sammlung von mehreren hundert Bänden. Sie repäsentieren die Vielfalt der Entstehungsländer, verschiedene Literaturgattungen, unterschiedliche Stile und verschiedene Sprachen: neben Spanisch und Portugiesisch auch die Mischsprache „portunhol salvagem“. Einen Überblick über die Sammlung im IAI – die allerdings inzwischen beträchtlich gewachsen ist – sowie einen einleitenden Aufsatz bietet die Ibero-Bibliographie Literatura Cartonera. Una colección del Instituto Ibero-Americano (2015).
Im November 2019 konnten wir 50 Bände aus Uruguay kaufen. Es handelt sich hierbei um die Bestände von La Propia Cartonera, einem Verlag, der nach zehn Jahren nun von seinen Gründern wieder aufgelöst wird, da sie sich neuen Projekten in der unabhängigen uruguayischen Verlagsszene widmen sollen.
Außerdem erhielten wir eine Schenkung des guatemaltekischen Verlags Los zopilotes.