Die uruguayische Dichterin Delmira Agustini (1886-1914) gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen des frühen 20. Jahrhunderts, insbesondere des Modernismo, in Lateinamerika. Ihre ersten Gedichte verfaßte sie im Alter von 10 Jahren, außerdem zeigte sie ein großes musikalisches Talent, bekam Klavierunterricht und widmete sich unter Anleitung eines Lehrers auch der Malerei und Grafik. Als sie sich 1914 nach nur wenigen Monaten von ihrem Ehemann Enrique Job Reyes scheiden ließ, erschoß dieser Agustini und sich selbst. Die tragische Geschichte wurde ihrerseits zum Inhalt zahlreicher Romane, Gedichte, Lieder und Theaterstücke.
2013 begann die uruguayische Nationalbibliothek, die Manuskripte von Delmira Agustini zu digitalisieren. Daraus ist das Archivo Digital Delmira Agustini entstanden, das fünf der sieben berühmten Schreibhefte der Dichterin präsentiert. Außerdem steht auf den Seiten der Nationalbibliothek der Gesamtkatalog des grafischen Werks von Agustini zur Verfügung.
Zeitgleich erschien in Uruguay die Publikumszeitschrift Vida montevideana: Revista social ilustrada, die ein ganz anderes Gesellschafts- und Frauenbild vermittelte als dasjenige, das Delmira Agustini lebte. Vida montevideana präsentierte die „Galería de Bellezas Montevideanas“ mit den heiratsfähigen Damen der Gesellschaft und gibt uns noch heute ein umfassendes Panorama des damaligen Gesellschaftslebens. Das IAI konnte ein komplettes Set (46 Nummern) dieser seltenen Zeitschrift erwerben, die nun Forschungseinblicke in die Sozial- und Kulturgeschichte dieser Zeit ermöglicht.