Argentina bibliodiversa

Der diesjährige Gemeinschaftsstand Argentiniens auf der Buchmesse in Frankfurt stand ganz im Zeichen der Bibliodiversidad: aus 109 Verlägen wurden 300 Titel vorstellig gemacht, die in einer freundlichen Schenkung auch der Bibliothek des Ibero-Amerikanischen Institutes zur Verfügung gestellt werden. Die Bibliothek erweitert auf diesem Wege ihren Bestand „schöner Literatur“, mit dem sie neben aktueller Forschungsliteratur immer auch einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt in Deutschland leistet.

Mit Argentina bibliodiversa möchte das argentinische Außenministerium einen Ausschnitt des literarischen Marktes Argentiniens vorstellen, der die Vielfalt der Autor*innen, ihrer Themen und der Genres vorstellig macht, um argentinische Bücher dem ausländischen Publikum zu empfehlen. Der gesamte Katalog der Argentina bibliodiversa ist hier abrufbar, einige in der Bibliothek bereits jetzt verfügbare Titel sollen exemplarisch vorgestellt werden.

Der argentinische Gemeinschaftsstand auf der Frankfurter Buchmesse 2022, Foto von Peter Altekrüger.



César González schreibt in El fetichismo de la marginalidad darüber, wie das Verbrechen, seine Inszenierung und der Kampf dagegen in der kapitalistischen Gesellschaft selbst wieder als Spektakel verwertbar werden. Der Autor, ’89 geboren, saß selbst von seinem 16. bis zum 21. Lebensjahr in Haft und arbeitet seit seiner Freilassung an so etwas wie einem künstlerischen Spiegel der Lebensweise der Chorros, argentinischer jugendlicher Kleinkrimineller. Das Buch, eine unprätentiöse Mischung aus Anekdoten, philosophischer Reflexion und starken Illustrationen, ergänzt an dieser Stelle ein visuelles Werk, Teile dessen frei auf Youtube verfügbar sind, wie etwa der Film „Lluvia de Jaulas„.

Die zerbrochene Hüfte macht die Mutter der Erzählerin zur Madre robot und die daraus entstehenden Schwierigkeiten beim Gehen, die Arztbesuche, die Technik zur Operation, Schwierigkeiten, die alle Beziehungen durchzieht, sind Thema des Buches von Nora Rabinowicz.

Die Erfahrungen eines selbsterklärten „puto en un barrio de machos“ zwischen sexueller Vielfalt, Popkultur, Peronismus und elektronischer Musik sind der Inhalt der ersten novel von Rodolfo Omar Serio, Los machos se duermen primero.

Marcos Rosenzvaig erzählt die fiktive Geschichte von Eichmanns Aufenthalt in Tucumán, im Norden Argentiniens, und nimmt dabei den Massenmörder als erzählerisches Ich an. Querido Eichmann ist so auch eine Geschichte geflüchteter Nazis und argentinischer Jüd*innen.

Auch der Clacso steuert drei Titel aus dem eigenen Verlagsprogramm bei, die als elektronisch frei verfügbare Titel seit einiger Zeit im Katalog der Bibliothek des Ibero-Amerikanischen Instituts verzeichnet sind. Darunter findet sich La palabra encarnada, eine Sammlung von Texten des ehemaligen Leiters der argentinischen Nationalbibliothek, Horacio González, dessen Tod vor etwas über einem Jahr auch das Ibero-Amerikanische Institut sehr betrauert.


Die geschenkten Bücher werden in den folgenden Wochen in den Katalog eingearbeitet werden und damit allen Nutzer*innen zur Verfügung stehen. Neben dem Dank für die freundliche Schenkung möchten wir an dieser Stelle auf das Projekt Adultxs por los derechos de la infancia hinweisen, dessen Veröffentlichung Somos sobrevivientes. Crónicas de abuso sexual en la infancia, in dem argentinische Schriftsteller die Zeugnisse von Missbrauch betroffener Menschen aufgeschrieben haben, ebenfalls Teil der Argentina bibliodiversa ist. Die Verantwortlichen haben das IAI nach der Schenkung auf diese Vorstellung des Buches hingewiesen, das bald ebenfalls über den Katalog der Bibliothek zu bestellen sein wird.