Gastbeitrag von Nicolas Bock
Der heutige Beitrag führt uns nach Nicaragua, genauer gesagt zur Biblioteca Alemana-Nicaragüense in der Hauptstadt Managua. Die Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek stellt eine wichtige kulturelle Brücke zwischen Deutschland und Nicaragua dar: Grundidee der von Elisabeth Zilz im Jahr 1993 gegründeten Einrichtung war die Versorgung des vom Bürgerkrieg geschundenen Landes mit Literatur. Diese Initiative fiel auf äußerst fruchtbaren Boden, da die von der sandinistischen Regierung angestrebte Alphabetisierungskampagne der Bevölkerung zwar Erfolg hatte, die Versorgung von Schulen mit Büchern und das öffentliche Bibliotheksnetz jedoch unzureichend waren.
Da dieser Zustand teilweise bis heute anhält, ist die Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek seit ihrer Gründung wichtiger Bestandteil für viele Kinder und Erwachsene, die sonst von Literatur und anderen Medien abgeschnitten wären. Mit 14.000 Büchern aus allen Gebieten, 65 Benutzerplätzen und regelmäßigen Kulturveranstaltung bereichert die öffentliche Präsenzbibliothek somit die literarische und kulturelle Angebotspalette von Managua. Ein Großteil der Bücher sind sowohl Schulbücher als auch deutsche Kinderbücher in spanischer Sprache – was nahe liegt, da die Bibliothek vor allem bei Kindern und Schülern beliebt ist. Sie finden hier auch Hausaufgabenhilfe sowie Möglichkeiten der Freizeitgestaltung vor, die sie in ihrer Umgebung sonst wohl vergeblich suchen würden. Die Kinderbücher erleichtern jedoch auch Erwachsenen das Lesen lernen. Auch klassische Deutsche sowie Nicaraguanische Literatur finden sich in der Einrichtung – natürlich in der spanischen Übersetzung.
© Thomas Strohjohann, Biblioteca Alemana-Nicaragüense
Besonders viel Aufmerksamkeit zieht auch die mobile Bibliothek „Bibliobús Bertold Brecht“ auf sich. Seit 1987 – noch vor der Gründung der eigentlichen Bibliothek – versorgt er entlegene Gegenden des Landes, jedoch auch Haftanstalten mit Büchern. Menschen, die sonst kaum eine Möglichkeit hätten zu lesen, bekommen so die Gelegenheit sich weiterzubilden oder einen Moment ihrer Realität entfliehen zu können. In dem Kasten-LKW von Toyota werden jährlich circa 9000 Bücher verliehen. Das ganze Jahr über fährt der Bücherbus quer durch das Land zu den jungen und erwachsenen Lesern – über Staubpisten, durch den Dschungel und die bergigen Hochtäler Nicaraguas.
Finanziert werden Bibliothek und Bücherbus dabei durch Spenden, die in Deutschland durch den Entwicklungshilfeverein Pan y Arte gesammelt werden. Die Bücher werden zumeist durch Spenden und Schenkungen akquiriert. Auch die freiwillige Mitarbeit bei der Bibliothek ist wichtig – so ist es zum Beispiel möglich, Praktika beim Projekt zu absolvieren.
Wenn Sie mehr über die Biblioteca Alemana-Nicaragüense erfahren wollen, können Sie die Website der Einrichtung besuchen.