Der Codex Vaticanus B ist ein altmexikanisches Dokument, das auf Nahuatl abgefasst wurde und aus der Region Puebla-Tlaxcala stammt. 1902 publizierte Eduard Seler das Faksimile, seine Übersetzung und Anmerkungen dazu. Die Codices Becker I und II, benannt nach ihrem ehemaligen Besitzer in Darmstadt, liegen seit 1897 im Weltmuseum (ehemals: Museum für Völkerkunde) Wien. Codex Becker I ist eine vorspanische Quelle, deren drei erhaltene Fragmente Teile der Geschichte zweier mixtekischer Dynastien schildern. Codex Becker II ist eine aus der ersten Hälfte des 16. Jh. stammenden Kopie einer mixtekischen, vorkolonialen Handschrift und enthält eine Liste von Herrschern und genealogischen Daten.
Die Faksimile beider Codizes kamen mit dem Nachlass des deutschen Ethnologen Ulrich Köhler in die Bibliothek des Ibero-Amerikanischen Instituts. Ulrich Köhler trat nach einem Studium der Volkswirtschaft und anschließend der Ethnologie sowie einem längeren Forschungsaufenthalt in Mexiko Ende 1964 eine Stelle am Arnold-Bergstraesser-Institut der Universität Freiburg an. 1965 wurde er Assistent am neu geschaffenen Institut für Ethnologie in Münster, promovierte dort 1968 mit einer Dissertation über den Kulturwandel in Chiapas (Mexiko) und habilitierte sich 1975 mit einer Schrift zur mesoamerikanischen Kosmologie. Während seiner Lehr- und Forschungstätigkeit in Freiburg befasste er sich insbesondere dem aktuellen Kulturwandel bei indigenen Gesellschaften im Süden Mexikos und in Guatemala sowie mit kulturhistorischen Fragestellungen zu den mesoamerikanischen Hochkulturen. 1979 bis 1981 war Ulrich Köhler Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde. Auch nach seiner Pensionierung blieb er wissenschaftlich aktiv.
Im Ibero-Amerikanische Institut befinden sich nun die Bücher aus der umfangreichen wissenschaftlichen Bibliothek Ulrich Köhlers. In den kommenden Monaten wird außerdem sein wissenschaftlicher Nachlass aus Freiburg nach Berlin umziehen.
Ein ausführliches Gespräch mit Ulrich Köhler aus dem Jahr 2008, in dem er seine bewegte Biographie und seinen Blick auf die Fachdisziplin schildert, findet sich hier in einem vom Lehrstuhl für Sozialanthropologie der Ruhr-Universität Bochum aufgebauten Portal mit Interviews zur Geschichte der deutschen Anthropologie.