Miminashi Hōichi no Hanashi (übersetzt „Die Geschichte vom ohrlosen Hōichi“) erzählt die Geschichte eines buddhistischen Mönchs namens Hoichi. Er lebt in einem Tempel, welcher auch von den Geistern eines in der Schlacht von Dan-no-ura ausgelöschten Clans bewohnt wird. Hoichi ist berühmt für seine Erzählungen und Gesänge über dieses historische Ereignis. Eines Nachts wird Hoichi von einer Stimme angelockt, die ihm Reichtum und Ruhm verspricht, wenn er nur aus dem Tempel herauskommt und seine Gesänge ertönen lässt.
Diese Geschichte ist Teil der Sammlung Kwaidan. Seltsame Geschichten und Studien aus Japan des irisch-griechischen Schriftstellers Lafcadio Hearns (1850-1904). Früh zum Waisen geworden, wuchs Hearns bei Verwandten in Irland auf, ging nur sporadisch zur Schule und wanderte als Neunzehnjähriger in die USA aus. Dort absolvierte er eine Druckerlehre, arbeitete als Drucker und später als Journalist, erwarb umfangreiche Sprachkenntnisse und übersetzte u.a. aus dem Französischen und dem Spanischen.
In Cincinatti heiratete Hearns 1874 die Afroamerikanerin Alethea Foley und setzte sich damit über das herrschende Gesetz hinweg, das Ehen zwischen Weißen und Afroamerikanern verbot. Die Ehe hielt bis 1877, als Hearns nach New Orleans ging. In den folgenden Jahren trugen seine Holzschnitte und seine Artikel maßgeblich dazu bei, das Bild eines exotischen New Orleans, näher am alten Europa und an der Karibik als an den USA, zu prägen. Für das Harper’s Magazine ging er 1887 für zwei Jahre nach Martinique, wo auch die beiden Bücher Two Years in the French West Indies und Youma, The Story of a West-Indian Slave entstanden.
1890 reiste Hearns als Korrespondent nach Japan, beendete dieses Arbeitsverhältnis aber rasch und fand als Sprachlehrer Arbeit. Er heiratete eine Japanerin, gründete eine Familie und nahm den Namen Koizumi Yakumo sowie 1895 die japanische Staatsbürgerschaft an. In seinen letzten Lebensjahren hatte er eine Professur für englische Literatur in Tokio inne. Hearns umfangreiche Publikationen über das vorindustrielle Japan der Meiji-Zeit prägten wesentlich den exotisierenden Blick Europas auf dieses Land.
„Die Geschichte vom ohrlosen Hōichi“ liegt jetzt in einer Übersetzung in die mexikanische Sprache Mixe vor. In einer Übersetzerwerkstatt, veranstaltet von der Biblioteca de Investigación Juan de Córdova (BIJC) in Oaxaca und finanziert von der Fundación Alfredo Harp Helú Oaxaca, konnte der klassische japanische Text über die Brückensprache Spanisch ins Mixe übertragen werden und erscheint nun in einer Ausgabe, die zahlreiche, an japanische Motive angelehnte Grafiken von Gilberto Delgado enthält.
Das Ibero-Amerikanische Institut hat dieses Buch und andere Publikationen aus der Übersetzerwerkstatt der BIJC als Schenkung erhalten und bedankt sich herzlich.