Nein, der Nobelpreis ist es dieses Jahr nicht. Nach internen Querelen und strafrechtlichen Prozessen in ihrem Umfeld verordnete sich die für die Verleihung des Literaturnobelpreises zuständige Schwedische Akademie 2018 eine Pause und vergab keinen Preis. Dafür rief eine Gruppe schwedischer Kulturschaffender den Neuen Literaturpreis, auch Alternativen Literaturpreis genannt ins Leben. Die Bezeichnung ist gewollt oder ungewollt nahe am prestigeträchtigen Alternativen Nobelpreis, der aber wiederum offiziell Right Livelihood Award heißt. Bemerkenswert ist auch das Auswahlverfahren: schwedische BibliothekarInnen erstellten eine Liste von 47 KandidatInnen. Aus diesen wurden in einer Online-Abstimmung mit über 33.000 Beteiligten die FinalistInnen – darunter auch Kim Thúy (Kanada), Neil Gaiman (Großbritannien) und Haruki Murakami (Japan) – ausgewählt. Die Preisträgerin wurde schließlich von einer vierköpfigen Jury bestimmt.
Die Entscheidung fiel auf die Autorin Maryse Condé von der französischsprachigen Karibik-Insel Guadeloupe. 1937 geboren, absolvierte sie ihr Studium in Paris und schloss es mit einer Doktorarbeit ab. Anschließend verbrachte sie mehrere Jahre in Westafrika, wo sie Themen, Figuren und Geschichten für ihre Bücher fand. Ihr literarisches Werk ist geprägt von den Themen Kolonialismus und Postkolonialismus. Maryse Condé war lange Jahre als Literaturprofessorin an der Pariser Sorbonne, an der Columbia University in New York und anderen Hochschulen tätig, inzwischen lebt sie wieder auf Guadeloupe.
Hören Sie zur Preisvergabe an Maryse Condé im Deutschlandfunk «Eine gute Entscheidung» – ein Gespräch von Wiebke Porombka und Kolja Mensing mit Axel Rahmlow
und finden Sie Literatur von und über Maryse Condé im Bibliothekskatalog des Ibero-Amerikanischen Instituts.