Der zweite Teil unserer Länderreihe zu den digitalen Bibliotheken und Archiven Lateinamerikas widmet sich Uruguay. Das kleine Land am Rio de la Plata hat seine Projekte für Bücher und für Zeitschriften gebündelt im Projekt Anáforas, das von der international renommierten Literaturwissenschaftlerin Lisa Block de Behar geleitet wird.
Anáforas umfasst
– die Biblioteca digital de autores uruguayos (früher auch unter dem Namen Autores del Uruguay betrieben), die literarische und journalistische Texte, Bilder, Tondokumente und Videos enthält; und
– und die digitale Sammlung Publicaciones Periódicas del Uruguay mit Zeitschriften und Zeitungen (die frühere Seite www.periodicas.edu.uy ist eingefroren und wird nicht mehr aktualisiert).
Außerdem sind im Rahmen von Anáforas verschiedene Themenportale im Aufbau oder bereits verfügbar, z.B. zum Karneval und zu bildenden Künstlern wie Pedro Figari, mit Abbildungen, Texten, Kritiken, Briefen und anderen Dokumenten.
Autores: Base de datos de autores uruguayos ist eigentlich eine Datenbank mit biographischen Autorendaten und Informationen zum Urheberrecht ihrer Werke. Inzwischen sind auf der Plattform aber auch über 1.600 Bücher, 1.000 Objekte der bildenden Kunst und mehr als 100 Tonaufnahmen im Open Access verfügbar.
Wikimedia Commons – Andrés Franchi Ugarte – CC BY-SA 3.0
Die Nationalbibliothek in Montevideo bietet in ihren umfangreichen Colecciones digitales de la Biblioteca Nacional eine Vielzahl von Materialien an: Hier findet man eine Graphiksammlung mit Plakaten und Fotos, eine numismatische Sammlung mit Medaillen, eine große historische Kartensammlung, verschiedene Buchreihen und die eigene Publikationen der Nationalbibliothek.
Hervorzuheben ist die umfangreiche Zeitschriftensammlung mit Digitalisaten von den Anfängen der Presse in Uruguay (The Southern Star, 1807) über Tageszeitungen des 19. Jahrhunderts und üppig illustrierten Kulturzeitschriften der 1940er Jahre bis hin zu politischen und philosophischen Wochenzeitschriften. Die Sammlung kooperiert eng mit dem oben beschriebenen Projekt Anáforas.
Außerdem besitzt die Nationalbibliothek u.a. die Nachlässe der Schriftstellerinnen und Schriftsteller Delmira Agustini, Maria Eugenia Vaz Ferreira und José Enrique Rodó, aus denen in Projekten Briefe, Tagebücher, Schreibhefte und andere Dokumenten digitalisiert wurden und über die Webseite der Forschung weltweit zur Verfügung gestellt werden.
Zum Schluss wollen wir zwei Projekte vorstellen, die besondere Materialien digital zugänglich machen:
Auf der Webseite Gráfica Ilustrada del Uruguay stellt eine Projektgruppe des Designbüros Mundial uruguayische Graphiken der Jahre 1950 bis 1980 vor, z.B. Schallplatten-Hüllen, Buchumschläge, Briefmarken, Poster und Plakate, und ermöglicht so Forschungen zur visuellen Kommunikation und verwandten Bereichen.
Die im Februar 2020 gegründete Fundación Archivo Aharonián-Paraskevaídis bewahrt den Nachlass des Komponistenpaars Coriún Aharonián und Graciela Paraskevaídis, der die größte lateinamerikanische Sammlung mit musikwissenschaftlicher Literatur, Partituren, Noten und Tondokumenten umfasst. Schrittweise werden diese digitalisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dazu kommen Fotos, Konzertmitschnitte und Videos. Der Zugang erfolgt bisher über die Kanäle der Stiftung in den sozialen Netzwerke Facebook und Twitter.