„Eine neue Wissensordnung für die digitale Zukunft der Vergangenheit“ – dies strebt das geplante Konsortium NDFI4Memory an, eines von ca. 30 von Bund und Ländern finanzierten Konsortien in Deutschland, die den Aufbau einer langfristigen und nachhaltigen Forschungsdateninfrastruktur (Nationale Forschungsdateninfrastruktur, NFDI) gestalten werden. Um den den Herausforderungen einer Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter zu begegnen, setzt NFDI4Memory auf eine enge Zusammenarbeit zwischen historisch Forschenden, Informationsinfrastrukturen und Gedächtnisinstitutionen wie Bibliotheken, Archive und Museen. Auch das Ibero-Amerikanische Institut ist als so genannte Participant Institution an diesem Konsortium beteiligt, das sich nicht nur ausschließlich an die Geschichtswissenschaften richtet, sondern auch Fächer anspricht, die historische Methoden verwenden oder Daten einbeziehen, die einer historischen Einbettung bedürfen.
Neben dem Ausbau digitaler Dienste, der Entwicklung von Qualitätsstandards im Umgang mit historischen Daten und der verstärkten Sichtbarmachung der Digital Community, wird es ebenfalls eine zentrale Aufgabe der NFDI4Memory sein, historische Methoden und historische Quellenkritik, kurzum historisches Arbeiten und dessen Rahmenbedingungen, vor dem Hintergrund der Digitalisierung neu zu denken. Für die erfolgreiche Umsetzung dieser Ziele ist die Einbindung der Community entscheidend: In den vergangenen Monaten galt es somit, die Bedarfe aus der Forschung zu validieren, Angebote aus der Geschichtswissenschaften und verwandten Fächern zu erfassen und eine Strategie zu entwickeln. Die formulierten Ziele und dazugehörigen Arbeitsfelder (Tasks) finden Sie hier: https://4memory.de/our-task-areas/.
In diesen Prozessen nehmen Participant Institutionen wie das IAI eine wichtige Position ein: Über den engen Kontakt zwischen dem IAI und Expert*innen der internationalen Geschichtsforschung sollen einerseits Anwendungsszenarien für Forschungsdaten und Bedarfe der internationalen Geschichtsforschung in das Konsortium eingebracht werden. Andererseits wird das IAI seine informationswissenschaftliche Expertise, besonders in den Arbeitsfeldern Digitalisierung und Metadaten, in den Arbeitsprozess von NFDI4Memory einfließen lassen. Konkret angedacht ist beispielsweise die Bereitstellung von digitalisierten Geschichtsquellen für die Entwicklung von Data-Literacy-Ausbildungsprogrammen und -Ausbildungsmaterialien. Das IAI unterstützt besonders die Aufgaben im Task Area 4, das darauf abzielt, die Datenkompetenz (Data Literacy) in der historisch orientierten Forschung zu verbessern. Die Vermittlung von Kompetenzen dazu, wie historische Forschungsergebnisse, die mit digitalen Methoden produziert wurden und auf digitalem Quellenmaterial basieren, ausgewertet und nachgenutzt werden können, steht hier im Vordergrund.
Neben dem IAI beteiligt sich eine Vielzahl anderer Institutionen an dem Vorhaben, die, je nach Aufgaben und Rolle, entweder als Co-Applicants, Participants oder Partner auftreten. Leitende und antragstellende Institution ist das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz mit Prof. Dr. Johannes Paulmann als Spokesperson für NFDI4Memory. Derzeit befindet sich NFDI4Memory in der „heißen“ Phase: Die Einreichung des Konsortialantrags bei der DFG, die das Antragsverfahren verantwortet, ist für den 15. Oktober geplant! Wir wünschen viel Erfolg und freuen uns darauf, historisch arbeitende Disziplinen im digitalen Zeitalter zu begleiten.
Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie mit digitalisierten Quellen arbeiten, sich mit Forschungsdaten beschäftigen oder allgemein Fragen zu Forschungsdaten und Forschungsdatenmanagement haben: fid@iai.spk-berlin.de
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