Die Mehrzahl der 1,1 Mio Bücher in unserer Bibliothek ist auf Spanisch, Portugiesisch, Englisch oder Deutsch geschrieben. Wir sammeln allerdings Bücher in allen Sprachen dieser Welt: Publikationen in den regionalen Sprachen Spaniens, Lyrik und Prosa in indigenen Sprachen, Literatur in verschiedenen Kreolsprachen oder wissenschaftliche Texte z.B. auf Italienisch, Polnisch oder Dänisch, die sich mit Lateinamerika beschäftigen. Außerdem zählen auch Übersetzungen spanischer, portugiesischer und lateinamerikanischer Belletristik in viele verschiedene Sprachen dazu – gerade haben wir aus Indien eine Übersetzung des Don Quijote ins Sanskrit bestellt – oder Übersetzungen von Büchern, deren Inhalte sich auf den ibero-amerikanischen Raum beziehen.
Eine Rarität ist ist dabei die Übersetzung des Romans «Cervantes» des deutschen Schriftstellers Bruno Frank ins Armenische. Bruno Frank (1887-1945) zählte zu den bedeutendsten Autoren in der Weimarer Republik. Nach dem Reichtagsbrand 1933 verließ er Deutschland, sein Exil führte über Stationen in der Schweiz, in Frankreich und England schließlich nach Kalifornien. Dabei schrieb und publizierte er stets weiter, engagiert sich gegen NS-Regime und trat für verfolgte Schriftstellerkollegen ein.
Der Roman «Cervantes» (in frühen Ausgaben: «Ein Mann namens Cervantes») entsteht bereits in den ersten Monaten dieser Exilzeit. Er trägt nach Aussage Franks autobiographische Züge und schildert das Leben Cervantes‘ mit Schwerpunkt auf seiner Entwicklung von einem aufstrebenden hoffnungsvollen jungen Dichter durch Schicksalsschläge und Hindernisse hin zu einem verzweifelten und verhassten Steuereintreiber, der schließlich durch Intrigen in Haft kommt und dort endlich sein großes Werk Don Quijote schreibt.
Die Erstausgabe erscheint 1934 in Amsterdam im deutschsprachiger Exilverlag Querido, der ein Jahr zuvor vom ehemaligen Verlagsleiter des Kiepenheuer Verlags Fritz Landshoff und dem politisch engagierten, sozialdemokratischen niederländischen Verleger Emanuel Querido gegründet worden war. Dieser Verlag publiziert mit seinen Büchern und Monatsschriften die wichtigsten Stimmen der deutschen Exilautoren.
«Cervantes» wird in zahlreiche Sprachen übersetzt: Bereits ab 1935 wird die englischsprachige Ausgabe in den USA zum großen Erfolg. 1937 erscheint unter dem Titel «Un tal Cervantes» die erste spanische Übersetzung in Chile, 1941 publiziert Espasa Calpe in Madrid eine weitere Übersetzung. Noch vor, während und direkt nach dem zweiten Weltkrieg folgen zahlreiche andere Sprachen wie Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, Rumänisch, Russisch, Polnisch, Ungarisch, Litauisch, Estnisch, Bulgarisch und Tschechisch.
Die Übersetzung ins Armenische, gedruckt 2016 in Istanbul, kam durch eine Schenkung ins IAI. Übersetzer ist Aram Kampuryan (*1926 ; in anderen Umschriften Gampurean, Gampowrean oder Kambourian) . Sie ist Hmayak Hambaryan (1881-1952), einem Deutschlehrer an einer katholisch-armenischen Schule in Istanbul, gewidmet. Mehr konnten wir bisher noch nicht herausfinden – für weitere Hinweise zu dieser Übersetzung, ihrer Geschichte oder zur Person des Übersetzers freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme !