Bisherige Beiträge in der Reihe Digitale Ressourcen: Kolumbien, Uruguay, Guatemala, Chile, Brasilien, Peru, Lusophones Afrika, Panama Kanal, Mexiko, Ecuador, Paraguay.
In diesem Beitrag der Reihe «Digitale Ressourcen» geht es um online verfügbare Ressourcen aus Argentinien. Zahlreiche öffentliche und private Institutionen verfügen über ein digitales Angebot mit sehr unterschiedlichem Umfang und Suchmöglichkeiten sowie zu diversen Themen. Eine umfassende Darstellung ist im Rahmen dieses Blogs daher nicht möglich. Wenn Sie weitere interessante Beispiele kennen, laden wir Sie ein, uns zu kontaktieren.
Institutionelle Repositorien
Seit 2013 sieht in Argentinien das Gesetz 26.899 über digitale institutionelle Open Access-Repositorien vor, dass
„alle Organe und öffentlichen Institutionen, die Teil des Nationalen Systems für Wissenschaft, Technologie und Innovation [Sistema Nacional de Ciencia, Tecnología e Innovación; SNCTI] sind […] eigene oder gemeinsame digitale Open Access-Repositorien entwickeln sollen, in denen die wissenschaftlich-technische Produktion hinterlegt wird, die Ergebnis der Arbeit, Ausbildung und/oder Projekten sind, die ganz oder teilweise mit öffentlichen Mitteln finanziert oder von ihren Wissenschaftlern, Technikern, Dozenten, Post-Docs, Masterstudierenden und Doktoranden stammt. Diese wissenschaftlich-technische Produktion umfasst Dokumente (Journalartikel, technisch-wissenschaftliche Arbeiten, Abschlussarbeiten und andere), die Ergebnis von Forschungsaktivitäten sind.“ – Ley 26.899 sobre Repositorios digitales institucionales de acceso abierto
Auch Forschungsdaten sollen – unter Berücksichtigung von Patentrechten und Absprachen mit Dritten – zugänglich gemacht werden:
„Die in Artikel 1 aufgeführten Organe und öffentlichen Institutionen sollen eine Politik des öffentlichen Zugangs für Primärforschungsdaten über ihre digitalen institutionellen Open Access-Repositorien oder über Portale von nationalen Systemen von Werkzeugen und Datenbanken sowie institutionelle Politiken für ihre Verwaltung und ihren langfristigen Erhalt etablieren.“ – Ley 26.899 sobre Repositorios digitales institucionales de acceso abierto
Im Oktober 2022 zählte das argentinische Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation über 390.000 Publikationen in 45 institutionellen Repositorien.
28,92 % stammten aus dem Repositorium der Universidad Nacional de la Plata SEDICI (Servicio de Difusión de la Creación Intelectual), das im Ranking Internacional de Transparencia durchgeführt durch das Laboratorio de Cibermetría del Consejo Superior de Investigaciones Científicas de España den 18. Platz unter 3903 Repositorien weltweit belegte. Das Portal erlaubt den Einsatz unterschiedlicher Filterfacetten (Dokumenttyp, Entstehungszeitraum, Autor, Thema, Schlagworte, etc.).
Ein weiteres knappes Viertel (24,60 %) stammt aus dem Repositorium des nationalen Rats für Forschung Conicet (Consejo Nacional de Investigaciones Científicas y Técnicas).
Eine Liste aller Repositorien von öffentlichen Universitäten und Forschungseinrichtungen findet sich auf der Seite des zuständigen Ministeriums. Auch eine Suche nach einzelnen Publikationen ist hier möglich, die sich durch verschiedene Facetten (Autor, Institution, Repositorium, Format, Sprache etc.) verfeinern lässt.
Neben wissenschaftlicher Literatur – stark vertreten sind Artikel sowie Doktor- und Qualifikationsarbeiten – enthalten die Repositorien auch Forschungsdaten und Digitalisate historischer Dokumente und Objekte.
Digitalisierte historische Dokumente im Repositorium des Instituto de Historia Argentina y Americana Dr. Emilio Ravignani der Universidad de Buenos Aires, hier die Sammlung „Documentos del Dr. Mariano Moreno“. Der Zugriff auf die Dokumente ist über die Reiter auf der linken Seite (rot eingekreist) möglich, die die Suche nach verschiedenen Kategorien ermöglichen.
Digitale Bibliotheken
Neben den digitalen Repositorien der Universitäten und Forschungseinrichtungen verfügen zahlreiche Institutionen über vielfältige digitale Bibliotheken.
Eine große Anzahl digitaler Ressourcen bietet die argentinische Nationalbibliothek Mariano Moreno, darunter über 3000 Bücher (historisch, literarisch, Fachliteratur), fast 9000 Fotografien, Zeitschriften und Zeitungen, die allerdings nicht systematisch digitalisiert wurden, über 1000 Karten, Manuskripte, Partituren sowie AV-Medien (Zeitzeugeninterviews, andere Interviews, Aufnahmen musikalischer Darbietungen, Vorträge, Radiomitschnitte).
Über ein digitales Angebot mit über 40.000 Einträgen zu Themen aus dem Bildungsbereich verfügt daneben die Biblioteca Nacional de Maestras y Maestros, beispielsweise digitalisierte historische Dokumente, Zeitschriften, Publikationen von Institutionen und Behörden aus dem Bildungsbereich sowie E-Books, darunter auch Kinderbücher.
Historische und aktuelle Texte und Dokumente zu verschiedenen rechtlichen Themen (zum Beispiel E-Books, historische Zeitungsausschnitte, historische und aktuelle Gesetzestexte, Zeitschriften) finden sich in der digitalen Bibliothek des argentinischen Justizministeriums.
Die argentinischen Provinzen verfügen zum Teil über eigene digitale Bibliotheken mit allerdings sehr geringen Beständen, beispielsweise der der Provincia del Chaco mit 34 Digitalisaten.
Historische Zeitschriften und Zeitungen
Das umfangreichste Portal für digitalisierte argentinische (Kultur-)Zeitschriften ist Ahira (Archivo Histórico de Revistas Argentina) mit über 200 Titeln aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert. Die Zeitschriften können nach Titel ausgewählt und jede Ausgabe einzeln angesehen werden. Ein kurzer Einleitungstext informiert über Erscheinungszeitraum, der Herausgeberschaft, der Ausrichtung und wichtigen Autoren. Darüber hinaus sammelt die Webseite Studien zu und mit den dort vorhandenen Zeitschriften und verlinkt diese auch bei den einzelnen Titeln. Außerdem enthält die Seite eine Linkliste zu weiteren digitalen Bibliotheken und Hemerotheken in Argentinien und international.
CeDInCI (Centro de Documentación e Investigación de la Cultura de Izquierdas) hat zum Ziel Dokumente der lateinamerikanischen Linken und der mit ihr verbundenen politischen, sozialen und Gewerkschaftsbewegungen zu sammeln und zu bewahren. Im „Diccionario biográfico de las izquierdas latinoamericanas“ finden sich biographische Daten zu deren Vertreterinnen und Vertretern. Digitalisierte Zeitschriften und Publikationen der argentinischen Linken hat die Institution über das Portal AméricaLee zugänglich gemacht. Ähnlich wie bei Ahira finden sich hier auch Informationen zum Erscheinungszeitraum und Beteiligten. Außerdem wurden für die Zeitschriften Inhaltsverzeichnisse der unterschiedlichen Ausgaben angelegt, die die Suche und den Einstieg erleichtern.
Anders sieht es bei den Tageszeitungen aus. Während alte Ausgaben der meist in Buenos Aires ansässigen nationalen Presse bisher offenbar nicht systematisch digitalisiert wurden, sind die Provinzen hier in einigen Fällen weiter. Die Stadtverwaltung von Rosario hat im Zuge eines Konservierungsprozesses über 40 lokale Zeitschriften, schwerpunktmäßig aus dem 19. Jahrhundert, digitalisiert. Die Bestände sind allerdings nicht vollständig und müssen für jede Ausgabe als einzelnes pdf aus dem Katalog der städtischen Bibliotheken von Rosario heruntergeladen werden.
Ein weiteres Angebot zu regionalen historischen Zeitungen bietet die digitale Hemerothek des Archivs der Provinz Santa Fé. Das Portal erlaubt die Definition eines Zeitraums der Suche und eine Suche nach Stichwörtern aus den Titeln der Artikel.
Digitalisierte Quellen und Forschungsdaten
Historische Dokumente und Forschungsdaten, zum Beispiel aus linguistischen Studien, finden sich nicht nur in den Repositorien und digitalen Sammlungen der Universitäten und Bibliotheken.
Neben den institutionellen Repositorien unterhält beispielsweise das Laboratorio de Documentación e Investigación en Lingüística y Antropología (DILA) des CONICET ein eigenes Repositorium für Forschungsdaten aus kulturellen und linguistischen Studien. Ziel ist die Bewahrung des kulturellen Erbes. Zurzeit sind 14 Sammlungen mit Audio- und AV-Materialien enthalten, die allerdings nicht in allen Fällen öffentlich zugänglich sind.
Digitale Sammlungen gibt es auch zur letzten argentinischen Diktatur (1976–1983). Das Archivo Nacional de Memoria hat einen Teil seiner umfangreichen Bestände, die von staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren stammen, digitalisiert. Einen Schwerpunkt bilden dabei Fotographien und in geringerem Umfang Dokumente, z. B. der Madres de la Plaza de Mayo, aber auch argentinischer Behörden. Die Materialien sind filterbar nach Urheber, Schlagworten (Personen, Orte, Sach-) und Materialtyp.
Interessant für den außenpolitischen Umgang mit den massiven Menschenrechtsverletzungen ist das Deklassifizierungsprojekt des Außenministeriums. Unter http://desclasificacion.cancilleria.gob.ar/ sind über 8000 Dokumente der Korrespondenz zwischen Zentrale und Botschaften zu Themen wie der regionalen Kooperation der Diktaturen, Propaganda, der Strategie in den internationalen Organisationen und der internen Struktur des Ministeriums zugänglich. Problematisch ist hierbei die unterschiedlich tiefe Erschließung der Dokumente, die eine systematische Suche erschwert.
Kunst und Kultur
Ein Anlaufpunkt für Filme aus Argentinien ist die Seite http://www.cinemargentino.com/ des Instituto Nacional de Cine y Artes Visuales mit einem kostenlosen Streaming-Angebot für über 200 Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme.
Das Museo de Bellas Artes bietet in seinen digitalen Sammlungen Zugang zu hochwertigen Fotographien von über 2500 seiner Exponate.
Karten
Historische Karten finden sich unter anderem in der digitalen Sammlung des Instituto Geográfico Nacional.
Außerdem bietet das Institut neben aktuellen physischen und politischen Karten (unter „Mapas y cartografía“) des gesamten Staatsgebiets oder der Provinzen eine Anwendung mit detailliertem und aktuellem Kartenmaterial zu Argentinien, einschließlich der beanspruchten Gebiete im Südatlantik und der Antarktis. Die Anwendung erlaubt das Zu- und Abschalten unterschiedlicher Darstellungsebenen und den Wechsel zwischen der topographischen Karte und hochauflösenden Luftbildern.
Die sich noch im Aufbau befindliche Anwendung ANIDA (Atlas Nacional Interactivo de Argentina) kombiniert thematische Karten, Fotos und Graphiken zu unterschiedlichen Themen (z. B. Soziodemographie, Geologie, Umwelt, Wirtschaft, politisch-administrativer Ordnung) in Dossiers.
Materialien zu Argentinien in den Digitalen Sammlungen des IAI
Nicht zuletzt verfügt auch das Ibero-Amerikanische Institut über zahlreiche Materialien aus und zu Argentinien. In den Digitalen Sammlungen umfassen fünf Sammlungen ausschließlich oder zu einem erheblichen Teil Materialien zum Land:
-
- Die Sammlung „Biblioteca criolla“ enthält über 2000 Hefte, zum Teil sogenannte Kioskheftchen, aber auch Literatur mit regionalistischen Themen aus Argentinien, und ist von großem Interesse für die Untersuchung der Populärliteratur am Río de la Plata. Die ersten Hefte aus den 1870er Jahren stammen aus der „Biblioteca criolla“ des in Argentinien tätigen deutschen Anthropologen Robert Lehmann-Nitsche (1872-1938), die neusten aus den 1990er Jahren.
-
- In der Sammlung „Lateinamerikanische Kulturzeitschriften“ findet sich eine große Zahl von Zeitschriften aus Argentinien, vor allem aus Buenos Aires, vereinzelt aber auch aus den argentinischen Provinzen.
-
- Die Sammlung „Argentinische Theater- und Romanzeitschriften“ umfasst über 5000 Zeitschriften dieses Genres. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden darin im La Plata-Raum Theaterstücke, Kurzromane und andere literarische Texte veröffentlicht.
-
- Die Sammlung „Publikationen von Vicente Quesada (1830-1913) und Ernesto Quesada (1858-1934)“ umfasst Veröffentlichungen des argentinischen Politikers und Diplomaten Vicente und seines Sohns des Juristen, Historikers und Soziologen Ernesto Quesada.
-
- Die Sammlung „Nachlass Roberto Arlt (1900-1942)“ enthält einige digitalisierte Stücke aus dem Nachlass des argentinischen Schriftstellers, Journalisten und Dramatikers.