Heutzutage weiß jedes Kind, dass es sich vor dem Essen die Hände waschen, sich die Zähne putzen, sich täglich waschen und sich impfen lassen sollte, um nicht krank zu werden. Dies war aber nicht immer so. In Brasilien setzte der Staat ab den 1930er-Jahren die Idee um, die Bevölkerung gesundheitlich aufzuklären.
Nach der Revolution, die Getúlio Vargas an die Macht gebracht hatte, waren im Jahr 1930 die Vorstellungen von Bildung und Gesundheit so eng miteinander verknüpft, dass das im selben Jahr gegründete Ministerium „Ministério da Educação e Saúde Pública“ genannt wurde. Auf diese Weise hatten die beiden Bereiche, die zuvor dem früheren Justiz- und Innenministerium unterstellt gewesen waren, nun eigene Handlungskompetenz.
Im Jahre 1941 wurden in Brasilien 12 nationale Stellen der Gesundheitspolitik eingerichtet: Diese umfassten zum einen Einrichtungen, die auf die Bekämpfung einzelner Krankheiten ausgerichtet waren (Pest, Tuberkulose, Gelbfieber, Krebs, Lepra, Malaria und psychische Krankheiten), zum anderen Stellen z.B. für die Gesundheitsüberwachung, für die Wassersauberkeit und auch für die gesundheitliche Aufklärung. Letztere Einrichtung, der Serviço Nacional de Educação Sanitária (SNES), setzte große Kampagnen zur Gesundheitsförderung und Aufklärung um und nutzte hierfür verschiedenste Kanäle. Sowohl über das Radio und über öffentliche Vorträge als auch über Broschüren, Bücher und Plakate wendete sie sich an die Bürger*innen.
Über 50 solcher gesundheitspolitischen Plakate sind im Besitz des Ibero-Amerikanischen Instituts. Die meisten sind entweder direkt vom SNES herausgegeben worden oder von der Regionalstelle „Secretaria de Educação, Saúde e Assistencia Publica“ in Bahia. Um auch Personen zu erreichen, die wenig oder gar nicht lesen und schreiben konnten, liegt der Schwerpunkt der Plakate meist auf der bildlichen – teils drastischen – Darstellung. Die Texte sind demgegenüber sehr kurz gehalten.
Die meisten Plakate beziehen sich auf einzelne Infektionskrankheiten, z.B. Tuberkulose, Lepra, Syphilis oder Pocken. Sie klären die Bürger*innen über die Krankheit und deren Übertragungswege auf und geben konkrete Empfehlungen zur Vermeidung von Ansteckungen.
Viele der Empfehlungen beziehen sich auf die Körperhygiene: So schütze es z.B. vor Krankheiten, sich täglich zu waschen und regelmäßig die Hände sowie die Zähne zu putzen. Auch über typische Übertragungswege wird aufgeklärt – das Händeschütteln, das Küssen, aber auch über tierische Überträger wie Fliegen und Mücken. Um sich nicht anzustecken, wird den Bürger*innen auch dazu geraten, sich impfen zu lassen und regelmäßig zum Arzt zu gehen.
Neben Empfehlungen zur Vermeidung von Ansteckungen gibt es in der Sammlung auch Plakate, die eher dem Bereich der Gesundheitsförderung zuzuordnen sind. Hier finden sich Hinweise zu gesundheitsförderlicher Ernährung ebenso wie zu gesundheitsschädlichen Verhaltensweisen wie übermäßigem Alkoholgenuss, extremer körperlicher Ertüchtigung oder starker emotionaler Aufregung – und besonders der Hinweis, nicht mit gekrümmtem Rücken und bei wenig Licht zu lesen, hat wohl auch für die Wissenschaftler*innen von heute wohl nichts an seiner Gültigkeit verloren.
Im Original werden die Plakate in unserer Plakatsammlung, einer Unterabteilung unserer Sondersammlungen, aufbewahrt. Sie finden alle Gesundheitsplakate jedoch auch in digitalisierter Form in unseren Digitalen Sammlungen. Auch wenn Sie selbst nicht zur Geschichte der Public Health forschen, sind sie mit Sicherheit einen Besuch wert!