Als Spin-Off zu unserem letzten Blogeintrag zur Reise nach Panama und Costa Rica möchten wir heute kurz auf das in Costa Rica ansässige Kunstzentrum Despacio aufmerksam machen. Damit möchten wir uns für die Hilfe und großzügige Schenkung von Erno Hilarion von Despacio bedanken, der uns die Bände sogar bis zum Hotel brachte.
Wie es auf der Webseite heißt, wurde das Kunstprojekt Despacio 2008 mit dem Ziel ins Leben gerufen, neue künstlerische und kuratorische Ausdrucksformen zu fördern und zugleich als treibende Kraft die künstlerische Stimme Zentralamerikas zu fungieren. Der Titel „Despacio“, dt. langsam, kommt dabei nicht von ungefähr, wie Federico Herrero, einer der Gründer dieses Kunstprojektes, in einem Interview, abgedruckt im Band „Veinte años de Despacio“, berichtet: So geht es laut Herrero in dem Kunstprojekt darum, einer von Entschleunigung und Optimierung geprägten Welt Konzepte der Langsamkeit entgegen zu setzen. Neben Langsamkeit ging und geht es den Beteiligten von Despacio auch um Fragen nach „Zentrum“ und „Peripherie“ in der globalen und lateinamerikanischen Kunstwelt – und die Rolle, die Zentralamerika darin spielt. Ist es notwendig, in den etablierten Kunstzentren wie Berlin, New York, London oder Mexiko-City zu studieren? Brasilien, Mexiko, Kolumbien und Argentinien haben mittlerweile in der Kunstwelt eine große Präsenz, aber was ist mit Nicaragua, El Salvador, Guatemala, Costa Rica, Honduras oder Panama? Fragen, die in der Einleitung des Bandes „Veinte años de Despacio“ formuliert wird.
Dass sich die zentralamerikanischen Länder sicherlich nicht verstecken müssen und Kunst in der heutigen Welt per se grenzübergreifend funktioniert, zeigt das Projekt Despacio, dessen Verantwortliche, unter anderem Erno Hilarion als Ausstellungsorganisator, seit 2008 einige spannende Veranstaltungen durchgeführt haben. Beispielsweise im März 2018, als der deutsche Künstler Thomas Geiger das Festival of Minimal Arts nach Costa Rica brachte und 28 von lateinamerikanischen Künstlerinnen und Künstlern geschaffene performative Akte von lateinamerikanischer Künstlerinnen und Künstler in San José für Passantinnen und Passanten wiederholte. Oder auch das Projekt „Libraries in Residence“, mit welchem nicht nur auf künstlerische Publikationen, sondern auch auf die Rolle von Literatur für zeitgenössische Kunst aufmerksam gemacht werden soll. Eine dieser „Libraries in Residence“ ist beispielsweise das Biblioteca Zine, ein Fanzine-Projekt des Selbstverlags Cornucopia Zine, der in Costa Rica ansässig ist und vom costa-ricanischen Designer Oscar Ruiz Schmidt gegründet wurde. Dieser wiederum hat in Berlin an der Kunsthochschule-Weißensee studiert und in dieser Zeit auch angefangen, mit Zines zu arbeiten.
Wir sind auf jeden Fall gespannt, in welche Richtungen sich diese verschiedenen spannenden Projekte bewegen werden und freuen uns, dass wir eine ganze Reihe an Publikationen des Kunstprojekts nun auch hier in der Bibliothek des IAI vorliegen haben. So auch der oben genannte Band, in dem die Tätigkeiten, Motive und Ideen von Despacio diskutiert und illustriert werden.