Eingrenzung des Gegenstands
“Una revista sería un catálogo de curiosidades y a veces son el motor de la cultura y de sus procesos políticos y sociales” (Elizalde, 2007 :9).
“Desde entonces, hasta la aparición del correo electrónico e Internet —esa cosa tan revolucionaria e inquietante como lo fue la aparición del libro en el siglo XII—, no ha habido movimiento social, político, filosófico, científico o artístico que no haya encontrado en las revistas su canal de propaganda y su trinchera de discusión” (10).
Was sind Kulturzeitschriften?
Wahrscheinlich haben wir alle eine Vorstellung was sich dahinter verbergen könnte, aber wie definiert sich die Kulturzeitschrift? Der Begriff legt in etwas vager Form nahe, dass es sich um Zeitschriften handelt, die „Kultur“ zum Thema haben mit einer enormen Diversität von Materialien.
Typologien von Kulturzeitschriften zu entwickeln ist komplex, doch das wichtigste Unterscheidungsmerkmal dieser Druckerzeugnisse ist ihre Vielfalt in Bezug auf das Format, die Periodizität, die Zielsetzungen, die Inhalte, die gestalterischen Mittel und das von den Gründer*innen intendierte Zielpublikum (de Luca, 2019: 12). Je nachdem, welche Kriterien man heranzieht, ergeben sich somit unterschiedliche Zuordnungen von Publikationen zu einzelnen Typen, wie die Begriffe Literatur-, Theater- oder Kunstzeitschrift einerseits und Wochen- oder Monatszeitschrift andererseits illustrieren. Fakin (2019) unterscheidet zwischen den kulturellen bzw. literarischen Zeitschriften, die sich an ausgewählte Gruppen (z.B. „Intellektuelle“) richteten, und jenen, die für ein breiteres Publikum produziert wurden, bei denen beispielsweise die Illustrationen von besonderer Wichtigkeit waren. Die Publikationsfrequenz variierte dabei zwischen wöchentlich, monatlich oder vierzehntägig (1).
Jean-Pierre Bacot (2005)[1] hat in seinem Versuch einer Klassifikation der Kulturzeitschriften vier Generationen von illustrierten Veröffentlichungen unterschieden, die er jedoch nur auf die europäischen Zeitschriften bezieht. Aufgrund der ausgeprägten Verbindung zu der portugiesischen und französischen Presse und den europäischen Zeitschriften, die auch in Lateinamerika zugänglich waren, sind seine Klassifizierungen trotzdem einschlägig. (De Luca, 2018: 17ff).
Zur ersten Generation gehörten die Periodika bspw. Penny Magazine (1832 London), die darauf ausgelegt waren, die Bevölkerung durch Information zu erziehen und zu bilden. In der zweiten Generation liegt der Fokus eher auf den Illustrationen. Technische Entwicklungen ermöglichten hochwertigere Druckerzeugnisse, für die ein auserwähltes Publikum bereit war einen höheren Preis zu bezahlen bspw. The Illustrated London News (London 1842). In der dritten Generation war das Gegenteil wieder der Fall und die Zeitschriften wurden wieder billiger. Zusätzlich folgten illustrierte wöchentliche Supplemente populärer Tageszeitungen bspw. Penny Illustrated Paper (London 1836) und ebneten den Weg der vierten Generation, die auch durch ihre billigen Preise gekennzeichnet war, Fotos als Illustrationen nutzte und einfachere bzw. leichte Sprache verwendete. Diese Klassifizierung soll helfen, die Zeitschriften in ihren Ereignissen und Zeiträumen zu ordnen, um sie besser zu verstehen. Trotzdem können Details untergehen, wenn ein allgemeines Bild gezeichnet wird. Das Auftauchen einer neuen Generation bedeutet auch nicht, dass die alte komplett verschwindet; es handelt sich um eine fließende Entwicklung. Trotzdem helfen ungefähre Klassifizierungen um Ausnahmen und Muster, die einer Regel folgen, zu erkennen (De Luca, 2019: 14).
Auf der Suche nach Typologien und Klassifikationen haben sich folgende Merkmale der Zeitschriften herauskristallisiert, die auch entsprechende Entwicklungen durchlaufen haben. Die Themenvielfalt war vor allem ein Merkmal der Zeitschriften bis zum Ersten Weltkrieg. Weitere Merkmale sind die sehr vielfältigen Zielgruppen, erkennbar am hohen Anteil graphischer Inhalte und der allgemein verständlichen Sprache der Texte. Weil sich an ihnen ablesen lässt, welchen Themen damals welche gesellschaftliche Relevanz zugesprochen wurde, lassen sich die Zeitschriften wie historische Archive betrachten. Die Anzahl dieser Publikationen ist von Land zu Land sehr unterschiedlich, ebenso wie die Anzahl der Leser:innen und die spezifischen Bedingungen des jeweiligen Marktes. Dennoch haben sie grundlegende konzeptionelle Merkmale und technische und gestalterische Verfahren gemeinsam. Die gleichzeitige Präsenz von geistes-, kultur- und naturwissenschaftlich orientierten Themen und Informationen in ein und derselben Publikation trug auch zur Begründung eines sehr weit gefassten Kulturbegriffs bei. Anders ausgedrückt, der Begriff „Kultur“ in diesem Kontext war nicht auf Kunst, Literatur oder Philosophie beschränkt, sondern schloss auch Wissenschaft und Technologie mit ein. Diese Zeitschriften dienten als Plattformen, um ein breites Spektrum von Wissen und Interessen abzudecken, und spiegelten so die Vielfalt der kulturellen und intellektuellen Strömungen der Zeit wider.
Dank des technologischen Fortschritts hatten Druckereien im 20. Jahrhundert weit mehr Möglichkeiten, als noch im Jahrhundert zuvor. Die Reproduktion von visuellen Inhalten wurde durch das neue Medium der Fotografie erleichtert bzw. erweitert, da nun auch Momentaufnahmen des öffentlichen Lebens, kultureller Manifestationen, gesellschaftlicher Ereignisse oder der Mode kostengünstig abgelichtet und vervielfältigt werden konnten. Auch die Preise der Zeitschriften sanken stark. Publikationen, in denen Fotografien von besonderer Wichtigkeit waren, d.h. in dem der größte Teil aus Illustrationen und Fotographien bestehen, die sogar ganze Seiten einnehmen, werden Illustrierte genannt. Wegen ihrer thematischen Vielfalt werden sie aber auch de variedades genannt. (De Luca, 2019: 16f).
Der Begriff de variedades wird dabei in verschiedenen Kontexten verwendet und keineswegs zufällig gewählt, vielmehr weist er auf eine eher feine Marktsegmentierung hin. Obwohl die meisten Gruppen sich selbst als solche bezeichnen, hindert sie das nicht daran, Unterschiede und Nuancen zu erkennen. Diese ermöglichen eine Unterteilung in landwirtschaftliche, pädagogische, erzieherische, institutionelle, wissenschaftliche, ethnische, religiöse, Frauen-, Männer-, Kinder, Theater- und kinematografische Zeitschriften. Im Bereich der Kultur- und Literaturzeitschriften lässt sich feststellen, dass einige sich hauptsächlich der Verbreitung von poetischen oder erzählenden Werken widmeten. Andere, die ebenfalls literarische Elemente enthielten hatten einen breiteren Fokus, sie enthielten nationale Essays und boten Ansätze zur Lösung gesellschaftlicher Probleme. In dieser Hinsicht ist die Trennlinie sogar noch schwächer, da ästhetische Vorschläge, die weit davon entfernt sind, in sich selbst verschlossen zu sein, es uns ermöglichen, Strategien für Eingriffe in den öffentlichen Raum vorauszusehen. (de Luca, 2011: 4). Dementsprechend sollte man bei der Klassifizierung der Zeitschriften nicht zu enge Grenzen schaffen, man findet in den Kategorien immer Ausnahmen. Allgemein sind Literatur- und Kulturzeitschriften durch ihre Intertextualität, durch das Vorhandensein eines analytischen bzw. kritischen Diskurses und weniger Bilder gekennzeichnet. (de Luca, 2019: 15ff).
Kulturzeitschriften beschränken sich nicht auf regionale oder nationale Themen, sondern thematisieren transnationale Fragen oder Themen anderer Länder. Internationale Beziehungen zwischen Nachbarländern und kulturelle sowie intellektuelle Verflechtungen zwischen den lateinamerikanischen Ländern lassen sich aus den unterschiedlichen Beiträgen der Kulturzeitschriften ebenfalls ablesen. Kulturbeziehungen über die Sprachgrenzen hinaus lassen sich an den Beiträgen zu Hispanoamerika in den brasilianischen Kulturzeitschriften und zu brasilianischen Themen in den Kulturzeitschriften der spanischsprachigen Länder beobachten. De Luca stellt in ihrer Forschung ebenfalls einen starken transatlantischen kulturelleren Austausch fest. So wurde das Magazin A Ilustração in Paris gedruckt und sowohl in Brasilien, als auch in Portugal veröffentlicht (de Luca, 2018: 18). Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang auch Übersetzungen fremdsprachiger Texte ins Spanische und Portugiesische sowie Publikationen von europäischen und nordamerikanischen Kulturverbänden, z.B. französisch-argentinische Zeitschriften, die diese transkontinentalen und transatlantischen Verbindungen widerspiegeln (Tarcus, 2020: 15).
Jede Zeitschrift enthält bestimmte Arten von Schriften (Stellungnahmen, Manifeste usw.), um deren Ideen herum sie stabile Verbindungen und Solidaritäten zu schaffen sucht. (Alvarado, 2015: 5). Einige Wissenschaftler sehen in den Publikationen aus dem 19. Jahrhundert ein Format des Aufklärungsmediums, sie sollten als Bildungs- und Informationsübermittlung dienen. In anderen erkennt man bereits Attribute die der heutigen Definition der Kulturzeitschriften entsprechen, wie Periodizität, die Gruppierung von Formen, Themen, Genres und Autoren. (Tarcus, 2020: 15).
Nach Tarcus (2020) sollte eine Zeitschrift nicht in ihrer Singularität gesehen werden, da sie immer in einem Kontext mit verschiedenen Einflüssen berücksichtigt werden muss. Die Kulturzeitschriften sind programmatisch, sie intervenieren in zeitgenössische Debatten und thematisieren sowohl aktuelle Themen als auch eigene kulturelle Agenden. Die aufstrebenden Zeitschriften disqualifizieren die alten literarischen Schulen und stellen Sprachrohre der letzten Avantgarde dar, d.h. „alten Themen“ werden zurückgewiesen. Es ist auch kein neutraler Raum mit einzelnen Beziehungen zwischen Zeitschriften. Es handelt sich vielmehr um ein System konkurrierender und konfliktreicher Beziehungen zwischen Gruppen und Zeitschriften, die unterschiedliche intellektuelle Positionen einnehmen. Es handelt sich um ein Feld mit eigener Funktionsweise, Ökonomie, Hierarchien, seiner eigenen Geschichte und Traditionen. (Tarcus, 2020: 24). Jede Zeitschrift stellt auch die Veröffentlichung traditionell etablierter Autoren in Frage und stellt ihre eigenen Schlüsselautoren vor, wie in Argentinien El Mercurio de America mit Ruben Darío, La Vida Literaria mit Waldo Frank und Mariátegui, Martín Fierro mit Gómez de la Serna und viele andere (Tarcus, 2020: 25). Das bedeutet, dass die Zeitschriften ihre eigene Identität schaffen wollten und nicht auf bereits bestehende Ideen und Ideale zurückgreifen wollten. Tania de Luca stellte bspw. fest, dass die Zeitschrift Revista do Brasil anfangs gegründet wurde, damit die Eliten São Paulos den öffentlichen Raum beeinflussen konnten, wurde aber schließlich als redaktionelles Projekt Monteiro Lobatos in die modernistischen Publikationen mit aufgenommen (de Luca, 2011).
Das Hauptmerkmal dieser neuen schreibenden Akteure, ist die Tatsache, dass sie neue Regeln aufstellen. Die Autoren genossen den Raum, der ihnen zur Verfügung gestellt wurde, um die Kontingenz, die in den Zeitungen auftauchte, wieder und wieder abzuhandeln. D.h. im Gegensatz zu den Zeitungen, deren Ziel politisch und polemisch war, zeichnete sich die Zeitschrift als eine weitere Option für Polemik aus. Es waren jedoch die Details und der thematische Zusammenhang, die es ermöglichten, die thematische Spezialisierung der Zeitschriften in diesen neuen diskursiven Vorschlägen zu unterscheiden – Literatur, Wissenschaft, Humor, Theater usw. In diesem Sinne können wir feststellen, dass die Kulturzeitschriften zu einer Möglichkeit wurden, die Themen und die Leserschaft zu diversifizieren, da sie in der Lage waren, eine große Vielfalt an Themen anzubieten und ein breites Spektrum an Lesern anzuziehen (Alvarado, 2015: 6).
Nach Tarcus (2020) handelt es sich bei der Zeitschrift um ein kollektives Werk und ist per Definition dialogisch. Das Buch verlangt eine genaue, lineare und intensive Lektüre, wohingegen die Zeitschrift eine fragmentierte, extensive und diskontinuierliche Lektüre ermöglicht. Sie haben eine höhere Zirkulation als Bücher und antizipieren die Texte, die Bücher später veröffentlichen. Die Zeitschrift veraltet schnell, wohingegen das Buch überlebt. Etymologisch lässt sich Zeitschrift (revista) in vielen westlichen Sprachen von der militärischen Handlung „revistar“ ableiten, d. h. eine Truppe zu überprüfen. (Tarcus, 2020: 25f).
Dabei gibt es Zeitschriften die über einen langen Zeitraum erschienen sind (Mundo argentino (1911–1934); Sur (1931–89)) und komplette kulturelle Zyklen umfassen und andere die nur aus einer Ausgabe bestehen. (Válvula, 1928; El uso de la palabra, 1939), die jedoch dennoch eine signifikante kulturelle Prägung hinterließen. (Tarcus, 2020: 26ff).
Definitionen von „Literaturmagazinen“ lassen die politische Dimension oft außen vor oder schmuggeln sie nur hinein. Umgekehrt könnten „politische Zeitschriften“ als solche identifiziert werden, die mit politischen Gruppen oder Formationen verbunden sind, oder als „politisch-journalistische Zeitschriften“, die einen bedeutenden kulturellen Teil haben. Eine Möglichkeit sie in den Gegenstand einzubeziehen, wäre von „politisch-kulturellen Zeitschriften“ zu sprechen. Diese doppelte Bezeichnung, die sich auf zwei verschiedene Universen zu beziehen scheint, ist allerdings so weit gefasst, dass sie letztlich unspezifisch wird (Tarcus, 2020: 28f).
In der Forschung der Literatur-, Kultur- und Sozialgeschichte wurde in den letzten zwanzig Jahren der Begriff „Literaturzeitschriften“ zunehmend durch den Begriff „Kulturzeitschriften“ ersetzt. Die erste Erwähnung des Begriffs findet sich in der Sonderausgabe der Zeitschrift Iberoamericana aus dem Jahr 2004 mit dem Titel „Lateinamerikanische Literatur- und Kulturzeitschriften des 20. Jahrhunderts“. Selbst wenn man die von Lafleur, Alonso und Provenzano angebotene Definition (Die Manifestierung einer Gruppe, eines Kreises oder eines Zirkels von Intellektuellen) als gültig akzeptiert, wird eine Ausweitung des Gegenstands deutlich, indem man nicht nur literarische Zeitschriften im engeren Sinne (Zeitschriften, die sich mit Poesie, Erzählung, Kritik oder literarischen Essays befassen) in Betracht zieht, sondern auch solche, die anderen Kunstgattungen gewidmet sind (wie Zeitschriften über die visuellen oder audiovisuellen Künste, Theater oder Kino). Diese Bezeichnung umfasst auch Veröffentlichungen aus anderen Bereichen wie Anthropologie, Philosophie, oder der Geschichte der Bildung und Sozialwissenschaften im Allgemeinen. Doch wie kann man Kulturzeitschriften von anderen Genres unterscheiden? Aus anthropologischer Sicht sind alle Zeitschriften per Definition kulturell. Wenn wir jedoch von Kulturzeitschriften sprechen, setzen wir ein mehr oder weniger konkretes Universum voraus, das sich von anderen kulturellen Universen, wie die der wissenschaftlich-technischen Zeitschriften oder der populären Illustrierten, abgrenzt. Andererseits muss man, auch wenn die Trennungslinie nicht immer klar ist, zwischen Magazinen und der täglichen Informationspresse sowie zwischen Kulturmagazinen und der politischen Presse unterscheiden. (Tarcus, 2020: 31f).
Wenn die Zeitschriften im Spannungsfeld zwischen schriftlicher und visueller Kultur, zwischen Repräsentationen und kulturelle Praktiken eingeordnet werden, kann ihre Komplexität als Objekte und Medien berücksichtigt und sie in einen breiteren Modernisierungsprozess eingeordnet werden, der die kulturelle Welt umfasst und über sie hinausgeht. Als Träger und gleichzeitig Produkte des Modernisierungsprozesses, sind Kulturzeitschriften Teil der Darstellungen, Praktiken und Mechanismen der Zirkulation, sowie der symbolischen Produktion. Die Analyse von Kulturzeitschriften als Träger und Produkte des Modernisierungsprozesses gehört zum Bereich der Kulturgeschichte. Diese beschäftigt sich vor allem mit den Darstellungen, Praktiken und Mechanismen der Zirkulation und der symbolischen Produktion, durch die Subjekte ihre soziale Realität wahrnehmen und konstruieren. Über den Umfang und die Zuständigkeiten dieser historischen Disziplin ist viel diskutiert worden, da die Aneignung des anthropologischen Kulturbegriffs ihre Grenzen übermäßig auszuweiten scheint. Das Studium der Kulturgeschichte „beinhaltet die Einbeziehung verschiedenster Phänomene, wie z. B. die Künste, die Werte, die Freizeitgestaltung, die Arbeitsplätze und die Arbeitsbeziehungen, die großen intellektuellen Konstruktionen, die Wissenschaft, die Techniken, die Glaubenssysteme, die Bildung, die Konsumformen, um nur einige zu nennen“. (Agesta 2011: 48)
Auch wenn die Verbindung mit der Kulturgeschichte eine kritische Revision der anthropologischen, soziologischen und philosophischen Konzepte im Lichte der räumlich-zeitlichen Besonderheiten der Objekte mit sich bringt, so ist es doch nicht weniger wahr, dass diese Konzepte der historischen Forschung eine originelle Bedeutung verleihen. Diese beruht auf dem Aufwerfen neuer Fragen. Die Zeitschriften fungieren in diesem Kontext als vielschichtige Artefakte, die nicht nur als eigenständige Objekte betrachtet werden können, sondern auch eine einzigartige Perspektive auf die kulturelle Welt ihrer jeweiligen Entstehungszeit ermöglichen. Die Verknüpfung von diskursiven und visuellen Elementen, die diese Publikationen prägt, erfordert die Unterstützung durch die Visual Studies, die Sozialgeschichte der Kunst sowie Erkenntnisse aus der Geschichte des Lesens und der geschriebenen Medien. Aufgrund ihrer Unreduzierbarkeit und der innigen Verbindung zwischen den beiden Repräsentationsformen – Text und Bild –, die sich fortwährend gegenseitig ergänzen, wird die unabdingbare Notwendigkeit spezialisierter Forschungsinstrumente deutlich. Diese Instrumente sollen dazu dienen, jede dieser Formen in ihrer einzigartigen Eigenart angemessen zu würdigen (Agesta 2011: 51).
Diese thematische Vielfalt ist möglicherweise das wichtigste Merkmal der Kulturzeitschriften zwischen 1860 und 1930. Ihre hohe gesellschaftliche und kulturelle Relevanz, ebenso wie ihr Potenzial für eine transdisziplinäre Forschung, sind heute unbestritten (Fakin; Musser; Steinke, 2019: 1). Wenn Sie mehr zu den einzelnen Themen innerhalb der Kulturzeitschriften lesen wollen, können sie hier weiterlesen.
Grundlegende und einführende Literatur zu lateinamerikanischen Kulturzeitschriften
Die Arbeit von Boyd G. Carter: Las revistas literarias de Hispanoamérica. Breve historia y contenido von 1959 gibt einen Überblick über die literarischen Zeitschriften in Hispanoamerika, ihre Rolle bei der Förderung von Literatur und kulturellem Austausch der Region.
Eine weitere Pionierarbeit war die von Lafleur, Provenzano und Alonso, Las revistas literarias argentinas, 1893–1967, von 1962, welche ein umfassendes Panorama der Literaturzeitschriften liefern. Sie erstellen ein Zeitschriftenkatalog, in dem argentinische Publikationen aus literarischen Zeitschriften katalogisiert wurden. Die Beziehung zwischen journalistischen und redaktionellen Erfahrungen wird beispielsweise näher betrachtet, dabei können sowohl Zeitschriften aus Verlagen entstanden sein, als auch Verlage aus Zeitschriften.
Modernidad y vanguardia: Rupturas y continuidades en la literatura latinoamericana (1890–1930) von Julio Ramos von 1989 untersucht die Entwicklung der lateinamerikanischen Literatur und Kultur in der Zeit von 1890 bis 1930 und die Rolle von Kulturzeitschriften bei der Etablierung moderner literarischer Strömungen, wie der Moderne und der Avantgarde.
Das Buch Magazines & Masks: Caras y caretas as a Reflection of Buenos Aires, 1898–1908 von Howard M. Fraser von 1997 gibt einen Einblick in die kulturelle und soziale Geschichte von Buenos Aires im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert. Es veranschaulicht die Bedeutung von Zeitschriften als Spiegelbild einer Gesellschaft und ist von Interesse für Leser, die sich für die Geschichte von Buenos Aires und die Entwicklung von Medien und öffentlicher Meinung in dieser Zeit interessieren.
Im Sammelband von Regina Crespo aus dem Jahr 2010, Revistas en América Latina: proyectos literarios, políticos y culturales, widmen sich verschiedene Wissenschaftler:innen der eingehenden Analyse einzelner Zeitschriften aus jener Epoche. Zu den untersuchten Zeitschriften gehören El Nuevo Mercurio, Repertorio Americano, Boletín Titikaka, Amauta, Sur, Revista de Cultura Vozes und Vuelta. Diese Untersuchungen spannen einen breiten Bogen und erforschen unterschiedliche Perspektiven, sei es im politisch-soziologischen, geschichtlichen oder kulturellen Kontext. Die Vielfalt der Ansätze verleiht dem Sammelband eine facettenreiche und ganzheitliche Betrachtung der Zeitschriftenlandschaft Lateinamerikas und ihrer Rolle als Träger von literarischen, politischen und kulturellen Projekten.
Eine wichtige Forschungsarbeit für die lusophone Zeitschriftenwelt ist das Buch Leituras, Projetos e (Re)vista(s) do Brasil (1916–1944), von Tânia Regina de Luca, von 2011. Die Arbeit von Tania Regina de Luca verdeutlicht, wie diese Zeitschriften eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der brasilianischen Kultur und Identität gespielt haben, indem sie Räume für intellektuelle Diskussionen, kulturelle Innovationen und nationale Reflexionen boten.
Hanno Ehrlicher und Nanette Rißler-Pipka untersuchen in ihrem Sammelband von 2014: Almacenes de un tiempo en fuga: revistas culturales en la modernidad hispánica die Bedeutung von Zeitschriften als wichtige Plattformen für die kulturelle Produktion und den intellektuellen Austausch in der hispanischen Welt während der Moderne. Die Beiträge im Buch thematisieren verschiedene Aspekte dieser Zeitschriften, einschließlich ihrer Rolle bei der Verbreitung von Ideen, literarischen Bewegungen, künstlerischen Entwicklungen und politischen Diskursen. Die Autor: innen erforschen die Beziehung zwischen den Zeitschriften und der gesellschaftlichen und kulturellen Dynamik der Zeit, sowie ihren Einfluss auf die modernen hispanischen Kulturen. Dabei bietet der Fokus auf verschiedene Länder und Regionen der hispanischen Welt eine umfassende Perspektive auf das Thema.
A Ilustração (1884–1892): Circulação de textos e imagens entre Paris, Lisboa e Rio de Janeiro von Tania Regina de Luca, von 2018, untersucht die Zeitschrift A Ilustração, die gleichzeitig in Paris, Lissabon und Rio de Janeiro zirkulierte. Ziel des Buches ist es, die Zeitschrift systematisch zu analysieren und die Logik ihrer Verbreitung über den Atlantik sowie die kulturellen und politischen Projekte aufzuzeigen, an denen die Zeitschrift und ihr Hauptherausgeber, Mariano Pina (1860–1899), beteiligt waren.
Ein weiterer Sammelband: Laboratorio de lo nuevo, Revistas Literarias y culturales de México, Espana y el Rio de la Plata en la década de 1920, von 2018, von Corral, Stanton, Valender untersucht anhand von Kulturzeitschriften die kulturellen, intellektuellen und künstlerischen Bewegungen, die in dieser Zeit in Mexiko, Spanien und dem Río de la Plata prägend waren. Das Buch betrachtet die verschiedenen Strömungen, Themen und Künstler: innen, die in diesen Zeitschriften präsent waren, und zeigt die Verbindungen und den kreativen Austausch zwischen den Ländern auf.
Revistas, archivo y exposición: Publicaciones periódicas argentinas del siglo XX von 2019 ist ein Buch von Geraldine Rogers, das sich mit den periodischen Veröffentlichungen des 20. Jahrhunderts in Argentinien befasst. Die Autorin erforscht das Archivpotenzial von Zeitschriften und wie sie einen Einblick in die kulturelle, soziale und politische Geschichte Argentiniens bieten. Rogers betrachtet die Zeitschriften nicht nur als Informationsquellen, sondern auch als künstlerische und ästhetische Ausdrucksformen, die wichtige kulturelle und literarische Bewegungen dokumentieren. Darüber hinaus wird untersucht, wie die Archivierung und Ausstellung von Zeitschriften dazu beitragen können, das kulturelle Gedächtnis zu bewahren und der Öffentlichkeit einen Zugang zu wichtigen historischen und kulturellen Informationen zu ermöglichen.
Christoph Müller und Ricarda Musser brachten 2019 das Sammelband Revistas Culturais no mundo lusófono durante o longo século XX – Conectividade, Transferência e Informação heraus. Hier werden Einblicke in die lusophone Zeitschriftenwelt. Dabei geht es sowohl um die Rolle der Verbreitung von Ideen, Informationen und kulturellen Strömungen, als auch um Herausforderungen und Chancen des Informationsaustausches. Kulturelle Zeitschriften trugen dazu bei, Verbindungen zu schaffen, Wissen auszutauschen und die kulturelle Entwicklung im lusophonen Raum während des 20. Jahrhunderts zu beeinflussen.
Eine der jüngsten wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema ist von Horacio Tarcus, aus dem Jahr 2020: Las revistas culturales latinoamericanas – giro material, tramas intelectuales y redes revisteriles. Er gehört zu den führenden Experten auf dem Gebiet der Kulturzeitschriften in Lateinamerika. Seine Forschungsansätze haben dazu beigetragen, das Verständnis für die Bedeutung dieser Zeitschriften für die kulturelle Entwicklung der Region zu vertiefen. In dieser Arbeit konzentriert er sich auf den materiellen Aspekt dieser Zeitschriften, ihre intellektuellen Entwicklungen und die Netzwerke, in denen sie operierten.
Ein weiterer Sammelband von Hanno Ehrlicher und Romero López von 2021, Mujer y prensa en la modernidad: dinámicas de género e identidades públicas en revistas culturales de España e Hispanoamérica geht vor allem den gesellschaftlichen Fragen nach, wie z.B. der Rolle der Frauen, beispielsweise die Darstellung indigener Frauen, der Mode oder über Sport. Diese Sammlung umfasst zehn Beiträge, die von beiden Seiten des Atlantiks aus die komplexe Beziehung zwischen Frauen und der Presse untersuchen. Dabei liegt der Fokus auf den Spannungen, die in vielen Kontexten zwischen den traditionellen Geschlechterrollen und den Veränderungen aufgrund des sozioökonomischen Fortschritts entstanden.
Bibliographische Referenzen
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