Themenüberblick
Kulturzeitschriften sind wahre Schatztruhen des Wissens und der Information, die eine breite Palette von Themen abdecken und ein Spiegelbild vielfältiger kultureller, sozialer, wirtschaftlicher und politischer Dynamiken sind. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Fülle von Themen, die in diesen Zeitschriften behandelt werden, von Kunst und Theater über Musik, Gesellschaft und Geschichte bis hin zu Wissenschaft, Technologie und vielen weiteren Aspekten.
Kunst
Die Kulturzeitschriften lassen sich als Kunstwerke betrachten, die das gesamte Spektrum der Künste abdecken. Die Kunst Lateinamerikas hat eine lange und reiche Geschichte, die von den Traditionen der indigenen Völker bis zur modernen Kunst des 21. Jahrhunderts reicht. Kulturzeitschriften fungieren als Plattformen des Austauschs zu und der Diskussion über Kunst in Lateinamerika. Als Quellen spielen sie eine wichtige Rolle für die Forschung.
Die Leser: innen finden in den Kulturzeitschriften aus dem Kunstbereich eine faszinierende Schnittstelle zwischen Wort und Bild, Text und visuellen Künsten. Gleichzeitig schaffen sie einen Raum der Begegnung, in dem das Lesbare und das Visuelle, unterschiedliche Zeitebenen und Perspektiven aufeinandertreffen (vgl. Andrade, 2004: 1). Die kunstgeschichtliche Forschung hat dabei die visuellen Aspekte dieser Zeitschriften besonders in den Fokus gerückt (vgl. Louis, 2014: 32).
In einer aktuellen Untersuchung beleuchtet Marcela Drien (2022) die Art und Weise, wie die Zeitschrift Selecta (1909-1912) ihre künstlerischen Inhalte auswählte und organisierte. Besonderes Augenmerk legt die Autorin dabei auf die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten und Räume, die den Reproduktionen von Kunstwerken selbst gewidmet waren. Obwohl die Zeitschrift das Wissen über europäische Künstler: innen erweiterte, offenbart eine genaue Analyse des Inhalts, dass Selecta tatsächlich einen bedeutenden Raum für zeitgenössische Themen im Zusammenhang mit Kunst und lokalen Künstler: innen eröffnete, die bis dato wenig bekannt waren. Dies wurde teilweise durch technologische Innovationen in der Reproduktion von Kunstwerken und die Nachnutzung von Informationen aus ausländischen Zeitschriften begünstigt. In den vierundvierzig Ausgaben, die während ihrer fast vierjährigen Laufzeit veröffentlicht wurden, enthält „Selecta“ etwa dreihundert Reproduktionen von Kunstwerken enthalten, wobei die von zeitgenössischen Künstler: innen geschaffenen Werke mehr als 80% des Bildrepertoires ausmachten, das über die Zeitschrift verbreitet wurde. (Drien, 2022: 201-203).
Andere Zeitschriften wie Atlántida, Fray Mocho, Céltiga veröffentlichten in ihren wöchentlichen oder monatlichen Ausgaben „Notas de Arte“, mit Informationen über Künstler: innen, Kunstwerke, neue Kunstformen und Veranstaltungen. Daneben befassten sich die „Notas“ beispielsweise mit Literatur und Theater. Ein Artikel der Zeitschrift Fray Mocho beispielsweise diskutiert die Kunst der prähistorischen indigenen Völker, ihre Wandmalereien und Werkzeuge wie Messer und Speere. In den „Notas de Arte“ präsentierten die Zeitschriften außerdem zeitgenössische Gemälde, wie beispielsweise das Gemälde von Richard Hall (siehe Abbildung), welches in einer Online Recherche nicht ausfindig gemacht werden kann, somit in Vergessenheit geraten wäre.
Die Karikaturen der illustrierten Kulturzeitschriften können auch als eine Form von Kunst angesehen werden, die dabei viele verschiedene Bereiche der Gesellschaft thematisieren, sowohl politische Themen, als auch soziale Problematiken, Humor etc. und somit auch als Form der Bildung genutzt wurden.
Theater und Film
Kulturzeitschriften spielten im Laufe der Jahre eine entscheidende Rolle als Plattformen für die Verbreitung von Informationen über Theater- und Filmkunst. Sie bieten umfassende Einblicke in die Welt der Schauspielkunst mit Informationen über renommierte Schauspieler: innen, aufstrebende Talente, neue Theaterstücke sowie die zeitgenössischen Trends und Themen der Theater- und Filmwelt. Diese Zeitschriften liefern Theater- und Filmliebhaber: innen sowie Kritiker: innen gleichermaßen einen reichen Schatz an Informationen und Analysen.
Einige Zeitschriften widmeten sich ausschließlich dem Theater oder Film, wie „Cinegraf“ als herausragendes Beispiel, während andere regelmäßige Kolumnen zu diesen Themen hatten.
Fallbeispiele
Die Zeitschrift Cinegraf erschien zwischen April 1932 und Dezember 1937 in Argentinien und wurde in folgendem Artikel „La revista Cinegraf (1932-1937): crítica especializada, modernidad conservadora y la búsqueda de una imagen nacional“, von Iván Morales (2017) genauer analysiert. Cinegraf spielte eine doppelte Rolle als Wegbereiterin für die Entwicklung einer spezialisierten Filmkritik und als Begleiterin des Aufstiegs der argentinischen Filmindustrie. Die Zeitschrift setzte sich intensiv mit der lokalen Produktion auseinander, pflegte ein ambivalentes Verhältnis zur Massenkultur bzw. Alltagskultur[1] und entwarf ein eigenes visuelles Konzept für das nationale Bild Argentiniens. (Morales 2017: 83).
Zusätzlich zu textbasierten Inhalten enthielten die Theater und Filmzeitschriften im Allgemeinen auch visuelle Darstellungen. Einige Beispiele sind Abbildungen von Penny Edwards (PBT, 1951, Nr. 841:1) und Ruth Roland, Estrella de la cinematografía norteamericana (Atlántida, 1919, Nr. 44: 33).
Ricarda Musser beschäftigt sich in einem weiteren Artikel “Não há actualmente theatro brasileiro”: artes cénicas e as suas ligações internacionais na revista Kósmos (1904-1909) mit internationalen Einflüsse auf das brasilianische Theater im frühen 20. Jahrhundert. Der Text verdeutlicht die Bemühungen, eine eigenständige und wettbewerbsfähige Theaterkultur im Land zu entwickeln (Musser, Müller 2019: 97).
Magalí Andrea Devés untersucht in ihrem Artikel, “ Teatro de vanguardia y revistas culturales de izquierda en el Buenos Aires de los años veinte“ zwei Theaterprojekte – Teatro Libre und Teatro Experimental de Arte (TEA) –, die sich von den Erfahrungen des revolutionären Russlands inspirieren ließen. Diese Projekte forderten eine avantgardistische Erneuerung des Theaters und wurden auf den Seiten der Kulturzeitschriften Claridad und Izquierda als wichtige Quellen für ästhetisch-politische Debatten präsentiert.
Musik
Die musikwissenschaftlichen Beiträge von Kulturzeitschriften unterstützen heute die Forschung zu einer Vielzahl von Themen. Es gibt sowohl Zeitschriften, die sich ausschließlich der Musik widmeten, wie zum Beispiel die Zeitschrift „Tárrega“, als auch solche, die einzelne Beiträge zu musikalischen Themen veröffentlichten. Diese Beiträge reichen von einzelnen Notenblättern über Berichte zu musikalischen Strömungen bis hin zu Porträts von Musiker: innen, Instrumenten oder musikalischen Traditionen.
Die Zeitschriften enthalten des Weiteren Material für die Erforschung musikalischer Strukturen, Harmonien, Rhythmen und Formen sowie die Untersuchung der Musik verschiedener Kulturen und Völker, einschließlich ihrer sozialen, kulturellen und historischen Kontexte. Ein Beispiel für dafür ist der Artikel von Silvina Luz Mansilla, der den argentinischen Musikmarkt anhand der Zeitschrift „Tárrega“ näher untersucht hat („Los comercios de música en Buenos Aires hacia mediados de la década de 1920. Una aproximación según la revista Tárrega“ (Mansilla, 2021).
Ein weiterer Blog-Artikel widmet sich den publizierten Inhalten peruanischer Zeitschriften des 20. Jahrhunderts und diskutiert das Konzept/Verständnis von „música criolla“ und „música incaica“. Hier wird verdeutlicht, dass Musik maßgeblich zur Identitätsbildung der peruanischen Bevölkerung beitrug, beeinflusst von verschiedenen Akteur: innen. Die Musik reflektiert dabei die Vielfalt ethnischer und kultureller Strömungen in der Bevölkerung Perus, geprägt durch Indigenismus, Criollismo und durch europäische Einflüsse.
Literatur
Literatur ist in den Kulturzeitschriften sehr präsent, zunächst in Form von Beiträgen aller literarische Genres bzw. Auszüge daraus, sowie durch Kritiken und Rezensionen. Die Zeitschriften beinhalten neben politischen, historischen und gesellschaftlichen Beiträgen auch eine große Menge an Populärliteratur.
Diese Zeitschriften fungierten als Plattformen, auf denen Schriftsteller: innen und zeitgenössische Forscher: innen literarische Werke und kulturelle Themen nicht nur reflektieren, sondern auch diskutieren und verbreiten konnten. Die Zeitschriften leisten einen wertvollen Beitrag zur Literaturgeschichtsschreibung. Zeitschriften sind aktive Akteure bei ihrer Entstehung und Charakterisierung, ohne die es unmöglich ist, das kulturelle Milieu und die Identität einer Epoche zu verstehen. Die beiden traditionellen akademischen Herangehensweisen an die Zeitschriftenforschung bestanden zum einen darin, sie als Vorgeschichte oder Episode in der Karriere eines Schriftstellers oder bildenden Künstlers zu betrachten, und zum anderen darin, sie in Bezug auf ihren Produktionscharakter zu betrachten. Im ersten Fall werden die Zeitschriften als eine Episode oder als ein Abschnitt im Leben eines Künstlers untersucht. Die zweite Tendenz betrachtet die Zeitschriften als einen Raum für die Verwirklichung einer kulturellen Bewegung oder einer ideologischen Tendenz. (Louis, 2014: 31).
Geschichte und Politik
Lateinamerikanische Kulturzeitschriften als historische Quellen und Diskursplattformen
Die Kulturzeitschriften Lateinamerikas bieten einen einzigartigen Einblick in die Geschichte und Politik der Region aus erster Hand. Als Dokumente ihrer Zeit fungierten sie als Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen und vermittelten die Dynamiken einzelner Themen, Regionen und Persönlichkeiten. Zusätzlich waren sie entscheidende Medien für die Entstehung und Verbreitung von Ideen und Diskursen in Lateinamerika, wodurch sie maßgeblich die kulturelle Identität mitgeprägt haben.
Vielseitige Forschungsperspektiven
Die Funktion der Zeitschriften als Austauschplattformen für politische und intellektuelle Gruppen eröffnet eine Fülle von Forschungsperspektiven. Als Medien zur Verbreitung von Ideen sind Zeitschriften besonders vielseitig. Ihre Entstehung während der europäischen Aufklärung reflektiert nicht nur Ideale wie Freiheit und Gleichheit, sondern stellt auch einen Raum für Analysen und Kritik dar. In Lateinamerika dienten sie anfangs der Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse und später sowohl der Verteidigung der Unabhängigkeitsbestrebungen als auch der Verbreitung der Ideen der Aufklärung in Amerika.
Beispielhafte Kulturzeitschriften in Argentinien
Exemplarisch sind illustrierte Wochenzeitschriften wie Caras y Caretas, Fray Mocho, PBT, El Hogar und Mundo Argentino, die kostengünstig zu erwerben waren und sich an das allgemeine Publikum wandten. Diese Zeitschriften präsentierten ihren Leser: innen ein breites Spektrum an Inhalten, darunter Nachrichten zu nationaler und internationaler Politik sowie sozialen Konflikten.
Repräsentation historischer und politischer Momente
Die Kulturzeitschriften geben wider welche Ereignisse und Themen ihre Autor: innen und Herausgeber: innen bewegten. Es finden sich Artikel über Persönlichkeiten wie Guerillero Augusto C. Sandino, Anführer des Aufstands gegen die US-Besatzung in Nicaragua, den General der mexikanischen Revolution Pancho Villa, der gegen den diktatorisch regierenden Porfírio Díaz kämpfte, zu Emiliano Zapata oder zu Theodore Roosevelt, aber auch zu den Beziehungen der USA, etwa zur Monroe Doktrin, das Manifest Destiny oder die Roosevelt-Corollary.
Fallstudien und Forschungsthemen
Die wegweisende Arbeit von Fernanda Beigel, mit dem Titel „Las revistas culturales como documentos de la historia latinoamericana – Cultural Journals as Historic Documents in Latin America“ (2003), trägt wesentlich zum Verständnis der Rolle der Kulturzeitschriften in Lateinamerika bei. Beigel hebt hervor, dass diese Publikationen nicht nur künstlerische und literarische Inhalte vermittelten, sondern auch der Reflexion gesellschaftlicher Veränderungen und politischer Strömungen dienten.
Ihre Analyse betont die zentrale Funktion der Zeitschriften als Plattformen für den Austausch von Ideen und Meinungen. Historiker können durch die eingehende Untersuchung ihrer Inhalte ein tiefergehendes Verständnis für die Dynamiken und Ereignisse in Lateinamerika gewinnen. Beigels Arbeit hebt somit die Bedeutung der Kulturzeitschriften als historische Dokumente hervor, die nicht nur einen Einblick in künstlerische und literarische Sphären bieten, sondern auch als Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen und politischer Debatten dienten.
Die Bedeutung der Kulturzeitschriften als historische Dokumente für die Geschichte Lateinamerikas wird auch in anderen betont. Eine Fallstudie untersucht die Nationenbildung Perus anhand der Kulturzeitschriften Cuscos (1910-1930) (Lenci, 2004). Ein weiterer Artikel “La Guerra y la Paz” en la revista Mundo Argentino (1914-1918) analysiert die Berichterstattung über den Ersten Weltkrieg (1914-1918) in der Zeitschrift Mundo Argentino und zeigt, wie diese Wochenzeitung einen Raum für die Diskussion des Kriegsdramas und die Äußerung von Antikriegsdiskursen bot (Alvez, 2022).
Die Kulturzeitschriften Lateinamerikas sind somit nicht nur historische Quellen, sondern durch ihre Autore: innen und Herausgeber: innen auch bedeutende Akteur: innne in der Formung von Ideen und Meinungen, die durch die Analyse ihrer Inhalte tiefergehendes Verständnis für gesellschaftliche Veränderungen und politische Strömungen ermöglichen.
Gesellschaft
Die Rubrik „Gesellschaft“ umfasst ein vielfältiges und breites Spektrum an Themen, das von Geschlechterrollen und der gesellschaftlichen Rolle der Frau über Kinder, Jugend, Erziehung bis hin zu Religion, indigenen Völkern, Werbung, Humor, Sport, Mode, Reisen, Essen und Trinken.
Sport
Sport war aufkommendes Thema in den Kulturzeitschriften des frühen 20. Jahrhunderts und es wurde stetig mehr berichtet. Die beiden folgenden Artikel bieten einen Einblick in diese Thematik und zeigt einen kleinen Teil der noch zu entdeckenden Literatur.
Der erste Artikel skizziert die Anfänge des Wettbewerbssports für Frauen weltweit, beginnend im frühen 20. Jahrhundert. Er beleuchtet die langsame Akzeptanz von Frauen im Sport, wobei anfänglich vorherrschende Vorurteile und Einschränkungen gegenüber sportlichen Aktivitäten von Frauen betont werden. Insbesondere wird auf die Rolle von Suzanne Lenglen, einer französischen Tennisspielerin, eingegangen, die als Pionierin des professionellen Frauensports betrachtet wird und die mit ihrem Spielstil und ihrer rebellischen Haltung die Normen ihrer Zeit herausforderte. Lenglen wird als Symbol für die Veränderungen im Frauensport und als Vorkämpferin für die Emanzipation der Frau sowohl auf als auch außerhalb des Spielfelds betrachtet. Der zweite Artikel untersucht die Darstellung von Frauen im Sport in Kulturzeitschriften zu Beginn des 20. Jahrhunderts und betont die gesellschaftlichen Vorurteile und Einschränkungen, die Frauen im Zusammenhang mit der Ausübung von „männlichen Sportarten“, insbesondere Fußball, erfuhren. Während einige Sportarten wie Tennis, Schwimmen und Reiten für Frauen akzeptiert wurden, wurde Frauenfußball aufgrund seiner als männlich angesehenen Natur abgelehnt.
Frauenbilder und Mode
Zur Rolle der Frau und ihre Darstellung in den Kulturzeitschriften gibt es bereits einige Forschungsarbeiten. Elisabet Prudents Artikel „Maternidad y movilidad: las mujeres inmigrantes y sus ventas ambulantes en las páginas de las revistas ilustradas porteñas, Buenos Aires 1898-1918“ analysiert die Diskurse und Darstellungen der als Straßenverkäuferinnen arbeitenden Immigrantinnen. Hierbei werden Mechanismen erläutert, durch die der patriarchale Diskurs und seine Korrelate von Ethnizität und Klasse Archetypen populärer Weiblichkeit in bestimmten Printmedien verbreiten (Prudent, 2019: 460).
Maruša Fakins Artikel „Mode, Bildung und Feminismus: Kulturzeitschriften für das „schöne Geschlecht““ gibt einen Überblick über die Darstellung der Frauen in Zeitschriften, die feministische Ideen förderten. Andere Untersuchungen, wie die von Suriani da Silva (2019), analysieren verschiedene Modezeitschriften in Rio de Janeiro und deren Einfluss auf die Erzeugung weiterer Frauenzeitschriften (Musser/Müller, 57).
Kinder
Kinder wurden als eine bedeutende Zielgruppe von Kulturzeitschriften berücksichtigt. Es existierten spezielle Zeitschriften für Kinder, die als „semanarios infantiles“ bekannt waren, sowie im allgemeinen Kulturzeitschriften, die gezielt für junge Leser: innen gestaltet wurden, die sogenannten „páginas infantiles“. Trotz seiner Fülle wurde dieses Material in der Forschung bisher wenig berücksichtigt, Angefangen bei Erzählungen über Karikaturen, kleinen Comics, Sportübungen für Kinder, Kindertheater bis hin zu Ausschreibungen für Wettbewerbe gibt es eine vielfältige Palette an Inhalten für diese Zielgruppe.
Werbung
Die Zeitschriften dienten nicht nur als Plattformen für verschiedene Inhalte und Diskussionen, sondern integrierten im Zuge der zweiten industriellen Revolution auch geschickt Werbeanzeigen, die Einblicke in die sich entwickelnde Konsumkultur gewähren. Die Werbung liefert nicht nur Informationen über die Produkte, sondern auch die Träume, Sehnsüchte und sozialen Trends. Somit erlaubten Kulturzeitschriften, sowohl explizit als auch implizit, eine tiefgreifende Erkundung der gesellschaftlichen Veränderungen und den Wandel in den Denkweisen, der die Gesellschaft während der industriellen Revolution prägte. Thomas Bremer vergleicht in seinem Artikel: Texte, die für und über Leser*innen sprechen: Werbung in lateinamerikanischen Kulturzeitschriften 1916-1930 die Werbung innerhalb der Zeitschriften Amauta und Plus Ultra, die sich je nach Zielgruppe erheblich unterscheiden konnte. Er geht detailliert darauf ein, inwieweit Abbildungen für ein nichtakademisches Publikum von größerer Bedeutung waren und somit neue Drucktechniken beförderten. Die Verbesserung der Druckqualität erfolgte schrittweise, wobei die ökonomische Situation der Leser eine entscheidende Rolle beim Konsum und somit auch bei den präsentierten Werbe-Produkten spielte.
Indigenismo
Die Berichterstattung über indigene Völker in den Kulturzeitschriften stellt eine faszinierende Forschungsmöglichkeit dar. In verschiedenen Zeitschriften finden sich umfassende Informationen über indigene Kunst, Musik, Bräuche, Religion, aber auch Diskussionen über ihre Rolle in der Gesellschaft. Insbesondere Publikationen wie Amauta oder Mercurio Peruano setzen sich intensiv mit den narrativen Elementen der indigenen Kulturen auseinander, die als Ausdruck der indigenen Bewegung oder des indigenen Geistes verstanden werden.
Naturwissenschaften und Technik
Obwohl nicht sofort ersichtlich, nehmen auch die Naturwissenschaften einen bedeutenden Platz in den lateinamerikanischen Kulturzeitschriften ein. Thematische Schwerpunkte sind Flora und Fauna (Biologie), neue Technologien, Astronomie, Physik, Chemie, Geographie sowie Medizin.
Ein regelmäßig wiederkehrendes in der Zeitschrift PBT trägt den Titel „Nuevas Invenciones“ (Neue Erfindungen). Hier werden fortlaufend innovative Entwicklungen vorgestellt, von neuen Bootbautechniken bis hin zu medizinischen Themen und modernen Werkzeugen. Ein interessantes Beispiel ist die Einführung einer Geflügelschere, als wegweisende Neuerung präsentiert (siehe Abbildung). Weitere herausragende Erfindungen in diesem Abschnitt umfassen eine Winkelgeschwindigkeitsanzeige, ein automatischer Thermometer, Schwimmbojen, oder Sandwich-maker.
Die Bandbreite der behandelten Themen ist bemerkenswert. Artikel beleuchten beispielsweise das Verhalten von Objekten in sich bewegenden Fahrzeugen, das Werk „La naturaleza y el hombre“ von Delfin Jijena, welches die Wechselwirkungen zwischen Mensch und physischer Geographie erforscht, sowie die allgemeinen Grundsätze der Physik nach Epicur. Die Berichterstattung erstreckt sich sogar auf neu entdeckte Phänomene wie die Radioaktivität. Weitere Artikel beschäftigen sich detailliert mit Tieren wie der Libelle oder dem Aal. Demnach könnte es sich bei diesen Veröffentlichungen um einen Wunsch der Leser: innen nach Informationen über den technischen Fortschritt handeln.
Diese Beispiele veranschaulichen die Breite der Themen und bieten zahlreiche Analysemöglichkeiten.
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[1] Alltagskultur bzw Massenkultur: Umfasst Gebräuche, Gewohnheiten, und Gegenstände des Alltags. Dazu gehören auch Kino, Fernsehen und alle weiteren medialen Angebote (https://filmlexikon.uni-kiel.de/doku.php/m:massenkultur-4498)