Seit April 2020 stellen wir im Blog des FID Lateinamerika, Karibik und Latino Studies in einer Reihe regelmäßig Digitale Ressourcen aus Ländern Lateinamerikas, der Karibik und darüber hinaus vor. War die ursprüngliche Absicht, während der Corona-Pandemie Wissenschaftler:innen und Studierenden Möglichkeiten aufzuzeigen auch ohne Zugang zu Bibliotheken und Archiven weiter an ihren Forschungsprojekten zu arbeiten, stellten wir schnell fest, dass die Reihe einen wertvollen Beitrag leisten kann, das vielfältige und reichhaltige Angebot an online verfügbaren Ressourcen aller Art – in Text, Bild, Audio und Video – aus Lateinamerika bekannter zu machen. Für Wissenschaftler:innen bieten die digitalen Ressourcen eine Gelegenheit, die eigene Forschung mit Materialien zu ergänzen, zu denen sie ansonsten vielleicht keinen Zugang hätten. Studierende, denen es nicht möglich ist, für eine Qualifikationsarbeit eine Feldforschungs- oder Archivreise zu unternehmen, finden hier gegebenenfalls Material für ihre Arbeit.
Die Beiträge präsentieren eine Auswahl, die weder vollständig, noch repräsentativ sein will und kann. Zum einen handelt es sich um eine Momentaufnahme – sowohl hinsichtlich der Angebote und Inhalte, als auch bezüglich der Verfügbarkeit („tote Links“). Zum anderen ist die Zahl der Initiativen zu groß, um sie alle zu überblicken und vorzustellen. Die Präsentationen in den Beiträgen geben einen Überblick über die zahlenmäßig umfangreichsten Angebote und sollen Lust machen und ermutigen selbst zu recherchieren, welche Materialien digital verfügbar sind, die das eigene Forschungsinteresse betreffen. Das Spektrum ist weit und überraschende Entdeckungen sind möglich.
Ein erster Anlaufpunkt sind die nationalen Gedächtnisinstitutionen. Nationalbibliotheken und Nationalarchive betreiben Digitalisierungsprojekte und bestücken Digitale Bibliotheken oder Sammlungen mit Textdokumenten wie Büchern, Zeitschriften, Zeitungen oder Archivmaterialien, aber auch mit Karten, Musik- und anderen Audioaufnahmen, Filmen, Fotografien, Grafiken, Kunstwerken oder Interviews. In einigen Ländern sind zudem auch die Zentralbanken wichtige Akteure bei der Erhaltung, Digitalisierung und Verfügbarmachung von nationalem Kulturgut.
Daneben gibt es eine Vielzahl von Digitalisierungs- und Visualisierungsprojekten sowie Initiativen von Universitäten, Museen, Ministerien und staatlichen Behörden, nicht-staatlichen Organisationen, Stiftungen und Privatinitiativen zur Verfügbarmachung von Daten öffentlicher Institutionen (Open Government Data) zu einer Vielzahl von Themen aus Geschichte, Kunst, Kultur, Gesellschaft, Umwelt, Politik, Recht, Wirtschaft und Weiteren.
Wird nicht nach Daten und Quellen als Grundlage für eigene Forschung, sondern nach wissenschaftlicher Literatur gesucht, sind die Repositorien und Zeitschriftendatenbanken zentral für die Suche. SciELO, Redalyc und Latindex sind sowohl Publikations- als auch Indexierungsplattformen für digitale wissenschaftliche Zeitschriften und bieten eine Suche für die dort erschienenen Artikel. Qualifikationsarbeiten, Zweitveröffentlichungen von wissenschaftlichen Artikeln und an den Institutionen entstandene „graue Literatur“, wie Projektberichte oder Arbeitspapiere, werden in institutionellen Repositorien von Universitäten oder staatlichen Einrichtungen abgelegt und sind dort fast vollständig im Open Access verfügbar. In einem Teil der Länder existieren nationale Repositoriensysteme, in denen die Dokumente oder zumindest die Metadaten in einem nationalen Repositorium zusammengeführt werden. Die nationalen Repositorien von 12 Ländern werden wiederum durch den regionalen Repositorienaggregator La Referencia geharvestet. Sowohl in den Repositorien, als auch in SciELO finden sich auch Bücher und Forschungsdaten. Eine umfangreiche Sammlung von sozialwissenschaftlichen Publikationen im Open Access – sowohl Zeitschriften als auch Bücher – bietet die Virtuelle Bibliothek des Consejo Latinoamericano de Ciencias Sociales (CLACSO).
Die Beiträge
Folgende Beiträge sind in der Reihe Digitale Ressourcen bisher erschienen: Argentinien (deutsch und spanisch), Belize (deutsch), Brasilien (deutsch), Chile (spanisch), Costa Rica (deutsch), Dominikanische Republik (deutsch), Ecuador (deutsch und spanisch), El Salvador (deutsch), Guatemala (deutsch und spanisch), Honduras (deutsch), Kolumbien (deutsch und spanisch), lusophones Afrika (deutsch), Mexiko (deutsch und spanisch), Nicaragua (deutsch), Paraguay (deutsch und spanisch), Peru (spanisch), Uruguay (deutsch und spanisch)
Thematisch orientiert – allerdings mit einem starken Landesbezug – sind die Beiträge zum Panama-Kanal und zur Diktatur in Chile. Sie beziehen in einem größeren Maß als die übrigen Präsentationen auch digitale Ressourcen über das Thema ein, die nicht aus den Ländern selbst stammen.